Die Journalistin Hella Pick ist im Alter von 94 Jahren verstorben.
„Hella Pick war eine Antifaschistin, Zeitzeugin und Mahnerin, die nicht müde wurde, auch jungen Generationen das ‚Niemals vergessen‘ nahezubringen“, kommentiert Michael Ludwig, Bürgermeister von Wien, in einer Presseaussendung. „Ihre Courage sowie ihre großartige Vorbildwirkung für Generationen von aufrechten Menschen ist bewundernswert. Hella Pick hatte als geflüchtete Jüdin Schwierigkeiten mit ihrer Herkunft und mit dem Staat Österreich. Erst ihre Bekanntschaft mit Simon Wiesenthal brachte sie dazu, sich mit ihrer jüdischen Identität und der jüdischen Kultur zu beschäftigen. Zuletzt kritisierte sie Englands nationalistische Tendenzen und unterstrich, sich als Europäerin zu fühlen, die sich Österreich wieder mehr annähere“, führt Ludwig aus. „Mein Beileid gilt ihrer Familie, Freundinnen und Freunden sowie allen, die in tiefer Trauer um diese wichtige Zeitzeugin sind.“
„Mit Hella Pick ist der Welt eine außerordentliche Persönlichkeit und eine der herausragendsten politischen Journalist:innen verloren gegangen. Mit klarem, analytischem und vor allem unbestechlichem Blick schrieb die Zeitzeugin und Doyenne des Journalismus über die einflussreichsten Charaktere der Weltpolitik, von Winston Churchill und John F. Kennedy über Willy Brandt bis Lech Wałęsa, aber auch über die Rolle Österreichs in der NS-Zeit und seinen Umgang mit diesem zeitgeschichtlichen Erbe“, so Veronica Kaup-Hasler, Wiener Stadträtin für Kultur und Wissenschaft. „Nach vorne blickend und hartnäckig, war es Pick, die als Zehnjährige mit einem Kindertransport nach England kam, nach Krieg und Verfolgung möglich, sich als junge Journalistin in einer in den 1960ern noch männlich dominierten Branche zu behaupten. Ihrer Familie, ihren Freundinnen und Freunden möchte ich mein aufrichtiges Beileid aussprechen“, kommentiert Kaup-Hasler.
Hella Pick wurde in Wien geboren, sie musste als 10-Jährige vor den Nationalsozialisten nach England fliehen. Dort machte sie nach dem Studium der Politikwissenschaft Karriere als Journalistin, u. a. war sie viele Jahre als Korrespondentin für die Vereinten Nationen beim ‚Guardian‘ und später als internationale Korrespondentin tätig. Ihre Autobiografie „Unsichtbare Mauern“ erschien 2022 im Czernin Verlag. Erst im vergangenen Dezember wurde sie durch Bürgermeister Ludwig mit dem Goldenen Verdienstkreuz der Stadt Wien geehrt.
