ORF Bestenliste Mai

Im Mai erobert Karin Peschka mit ihrem Roman „Dschomba“ (Otto Müller) Platz 1. Teresa Präauer landet mit „Kochen im falschen Jahrhundert“ (Wallstein) auf dem zweiten Platz. Platz 3 geht an Olga Tokarczuk mit „Empusion“ (Kampa).

Platz 1: Karin Peschka, Dschomba, Otto Müller

In ihrem neuen Roman begibt sich die Schriftstellerin Karin Peschka in ihre oberösterreichische Heimat, genauer gesagt nach Eferding, wo sie als Wirtshaustochter aufgewachsen ist, bevor sie Jahre später den Weg zum Schreiben gefunden hat. Mit „Dschomba“ stellt Peschka einmal mehr ihre große Zuneigung für Randfiguren und gesellschaftliche Außenseiter unter Beweis, denn ein solcher ist der titelgebende Held Dragan Džomba. Aufgetaucht ist der Serbe Anfang der 50er Jahre, da hat er halb nackt zwischen den Gräbern des Eferdinger Friedhofs getanzt und es ist einzig dem Herrn Dechant zu verdanken, dass man ihn nicht gewaltsam verjagt hat. Jahrzehnte später gehört er immer noch nicht ganz dazu und seine Geschichte bleibt immer noch ein Rätsel, denn am Land werden nicht viele Fragen gestellt. Der gealterte Džomba sitzt nun quasi täglich im Gasthaus zum „Roten Krebs“, lässt sich von der jüngsten Wirtshaustochter seine Biere bringen, die zu dem Fremden eine tiefe Verbundenheit spürt.

Platz 2: Teresa Präauer, „Kochen im falschen Jahrhundert“, Wallstein

Seit sie vor rund zehn Jahren im Literaturbetrieb aufgetaucht ist, gilt die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Teresa Präauer als ausgesprochen eigenwillige Erzählerin. In ihren Romanen, Essays und Erzählungen steht immer das lustvolle Spiel mit der Sprache im Vordergrund, die Geschichten lassen sich von einem eigenen Rhythmus treiben, dem man sich beim Lesen gerne hingibt. „Kochen im falschen Jahrhundert“ heißt ihr neuer Roman, den man auch als eine Art fragmentarisches Kammerspiel beschreiben könnte, denn im Zentrum steht ein Abendessen, dass die Autorin immer wieder neu anfangen lässt. Die Gastgeberin will ein perfektes Dinner ausrichten, möchte aber möglichst entspannt und ungezwungen wirken, sodass man Aufwand und Stress dahinter nicht merkt. Über Gespräche, Kochrezepte, Tischdekoration und Playlists gelingt Teresa Präauer ein herrlich selbstironisches Porträt des modernen Bildungsbürgertums.

Platz 3: Olga Tokarczuk, „Empusion“, Kampa

2019 wurde der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk der Literaturnobelpreis verliehen, „Empusion“ ist nun der erste Roman, den sie seit der Auszeichnung geschrieben hat. Die Handlung spielt in einem schlesischen Kurort zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mieczysław Wojnicz, Ingenieursstudent aus Lemberg, kommt nach Görbersdorf, um seine Lunge zu kurieren. Er ist nicht der einzige: von überall ziehen Kranke mit der Hoffnung auf Genese in das kleine Städtchen. Es ist das Jahr 1913 und in dem Gästehaus, wo Wojnicz unterkommt, wird über die brennenden Fragen der Zeit diskutiert. Natürlich ist man sofort an Thomas Mann erinnert – mit dem schlesischen Görbersdorf hat sich Tokarczuk nicht zufällig das historische Vorbild des „Zauberbergs“ als Schauplatz ausgesucht. Wie man es von Tokarczuk gewohnt ist, verleiht sie diesem Setting einen mystischen Twist: denn in der Stadt mehren sich geheimnisvolle Todesfälle und aus den umliegenden Wäldern kriecht etwas Finsteres hervor.

Die gesamte ORF-Bestenliste finden Sie hier.

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