Im April landet Teresa Präauer mit ihrem Roman „Kochen im falschen Jahrhundert“ (Wallstein) auf Platz 1. Milena Michiko Flašar erobert mit „Oben Erde, unten Himmel“ (Wagenbach) den zweiten Platz. Platz 3 geht an Birgit Birnbacher mit „Wovon wir leben“ (Zsolnay).
Platz 1: Teresa Präauer, „Kochen im falschen Jahrhundert“, Wallstein
Seit sie vor rund zehn Jahren im Literaturbetrieb aufgetaucht ist, gilt die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Teresa Präauer als ausgesprochen eigenwillige Erzählerin. In ihren Romanen, Essays und Erzählungen steht immer das lustvolle Spiel mit der Sprache im Vordergrund, die Geschichten lassen sich von einem eigenen Rhythmus treiben, dem man sich beim Lesen gerne hingibt. „Kochen im falschen Jahrhundert“ heißt ihr neuer Roman, den man auch als eine Art fragmentarisches Kammerspiel beschreiben könnte, denn im Zentrum steht ein Abendessen, dass die Autorin immer wieder neu anfangen lässt. Die Gastgeberin will ein perfektes Dinner ausrichten, möchte aber möglichst entspannt und ungezwungen wirken, sodass man Aufwand und Stress dahinter nicht merkt. Über Gespräche, Kochrezepte, Tischdekoration und Playlists gelingt Teresa Präauer ein herrlich selbstironisches Porträt des modernen Bildungsbürgertums.
Platz 2: Milena Michiko Flašar, „Oben Erde, unten Himmel“, Wagenbach
Einsamkeit ist ein stilles aber wachsendes Problem in unserer Zeit und das Thema des neuen Buches der Autorin Milena Michiko Flašar. In ihrem fünften Roman mit dem Titel „Oben Erde, unten Himmel“ schreibt sie über Menschen, die unbemerkt in ihren eigenen vier Wänden sterben. Flašar ist Tochter einer Japanerin und eines Österreichers. Ihr neuer Roman spielt in Japan. „Kodokushi“ nennt man dort den unbemerkten Tod vereinsamter Menschen – und genau darum dreht sich der neue Roman von Milena Michiko Flašar. Flašar stellt eine zurückgezogene junge Japanerin ins Zentrum, die einen neuen Job beginnt: Bei einer Firma, die eben solche Leichenfundorte reinigt. In dem Putztrupp findet sie eine neue Familie; bricht aus ihrer eigenen sozialen Isolation aus. Einfühlsam zeigt „Oben Erde, unten Himmel“, wie lebensrettend soziale Beziehungen sein können
Platz 3: Birgit Birnbacher, „Wovon wir leben“, Zsolnay
Es gibt wohl keinen gesellschaftlichen Bereich, der gerade so im Umbruch begriffen ist wie unsere Arbeitswelt. Der Mangel an Arbeitskräften, die zunehmende Erschöpfung der Arbeitnehmer:innen – Diskussionen über Arbeitszeitverkürzungen und besserer Bezahlung in Mangelberufen haben derzeit Hochkonjunktur. Um das Thema Arbeit dreht sich auch alles im neuen Roman von Bachmann-Preisträgerin Birgit Birnbach: „Wovon wir leben“ lautet der sprechende Titel. Im Zentrum steht Julia Noch, eine Krankenschwester, die eine schwere Asthmaerkrankung am weiteren Ausüben ihres Berufs hindert. Zur Erholung zieht sie zurück ins Dorf ihrer Eltern, sieht sich dort jedoch sogleich mit neuen Aufgaben konfrontiert. Ihre Mutter hat sich nach Jahrzehnten der Selbstaufgabe endlich einen Jugendtraum erfüllt und hat sich nach Italien abgesetzt, und so bleibt die Pflege ihres behinderten Bruders und ihres altersschwachen Vaters ihr überlassen. Rund um diese Figur entwirft Birgit Birnbacher ein Mosaik unterschiedlichster Arbeitsrealitäten, wobei deutlich wird: Die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen, haben die wenigsten.
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