Marktdaten 2021 – Harte Zeiten, gute Werke

Durchwachsen war das Jahr 2021 für die österreichische Buchbranche. Die Pandemie hat den Buchhandel auch in diesem Jahr schwer getroffen, trotzdem sind die Umsatzzahlen in vielen Sparten besser als erwartet.

Text: Linn Ritsch

„Insgesamt ist das letzte Jahr ganz ordentlich verlaufen, zumindest besser als das sehr schwierige Jahr 2020“, sagt Alexander Potyka, Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbandes. „Natürlich hat unsere Branche aber, ebenso wie alle anderen, unter der Pandemie gelitten.“ Der Buchgesamtmarkt verzeichnet im Vergleich zu 2020 in diesem Jahr ein Plus von 4,2 Prozent. Verglichen mit 2019 ist der Umsatz immerhin um 0,4 Prozent gestiegen. Quer über alle Warengruppen, Ausgabeformen und Absatzwege stieg der Buchpreis um nur 1,6 Prozent gegenüber 2020, die Erhöhung bleibt also deutlich unter der durchschnittlichen Teuerungsrate. Ein Buch kostete in Österreich 2021 im Schnitt 15,08 Euro.

 

Stationärer Buchhandel mit starkem Minus

Ein Blick auf die Umsatzentwicklung im stationären Buchhandel lässt die Lage deutlich weniger erfreulich erscheinen. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 verliert der stationäre Buchhandel im Ladenverkauf mehr als ein Zehntel seines Umsatzes und kommt auf ein Minus von 13,2 Prozent. Diese Schere zwischen stationärem Umsatz und Gesamtumsatz macht deutlich, dass es gelungen ist, Verluste durch das Onlinegeschäft zum Teil abzufedern.

Ladenverkäufe sind für den Buchhandel weiterhin essentiell: Kund*innen wissen es zu schätzen, vor Ort aussuchen, lesen und stöbern zu können. Der Vorsitzende des Verbandes der Antiquare Österreichs Michael Steinebach erklärt, wie wichtig persönliche Interaktion ist: „Gerade das antiquarische Buch ist ein haptisches Erlebnis. Fast alle meine Kolleg*innen im antiquarischen Verkauf haben in ihren Geschäften einen sehr gutes Onlineangebot, deswegen hat sich 2021 für uns nicht als Tragödie erwiesen. Aber auch der beste Onlineauftritt kann nicht den persönlichen Kontakt nicht ersetzen.“ Auch hier sprechen die Zahlen für sich: Knapp 60 Prozent der Buchkäufe wurden 2021 trotz aller Lockdowns im Ladengeschäft getätigt. Ein besonderer Wermutstropfen sei der Ausfall der internationalen Messen gewesen, sagt Steinebach. „Die Messen sind zwar nur für einen kleinen Teil der österreichischen Händler von Bedeutung – für diese dann aber umso mehr.“

 

Pandemieerfahrung – Pandemiemüdigkeit

Im Vergleich mit dem Krisenjahr 2020 konnten alle Warengruppen im letzten Jahr wieder zulegen: Die Belletristik (+8,1 Prozent) und die Geisteswissenschaften/Kunst/Musik (+6,8 Prozent) weisen den höchsten Zuwachs auf, gefolgt vom Kinder- und Jugendbuch (+5,6 Prozent). Buchhändler*innen wurden im vergangenen Jahr von den Pandemie-Maßnahmen nicht mehr ganz so unvorbereitet getroffen.

„Andererseits war die Solidarität der Kund*innen und ihr Bemühen, den Buchhandel in der Krise zu unterstützen, zu Beginn der Pandemie deutlicher spürbar“, sagt Potyka. Pandemiemüdigkeit spielt also auch bei der Kundschaft der Buchhandlungen eine Rolle. Auch hier sind die Auswirkungen des langfristig eingeschränkten oder fehlenden persönlichen Kontaktes spürbar. Eine gewisse Entlastung brachte die Senkung der Mehrwertsteuer auf Bücher, die bis zum Ende des letzten Jahres bei 5 Prozent lag.

 

Schwacher Verkauf im Dezember 2021

Obwohl der Dezember mit 17 Prozent Verkaufsanteil der umsatzstärkste Monat 2021 war, gibt es gegenüber dem Vorjahr 2020 ein Gesamtumsatzminus von 3,9 Prozent (alle Absatzwege). Der stationäre Buchhandel verliert sogar 11,8 Prozent. Der Hauptgrund für diesen Rückgang war der vollständige Lockdown bis 12. Dezember, der für Ungeimpfte bis jetzt andauert.

„Der letzte Lockdown des Jahres hat uns kalt erwischt“, sagt Helmut Zechner, Vorsitzender des Österreichischen Buchhänderlerverbandes. „Das Weihnachtsgeschäft ist in unserer Branche extrem wichtig, vor allem auch im Einzelhandel vor Ort. Die stark gesunkenen Verkaufszahlen zeigen das deutlich: Allein in der Woche zwischen dem 6. und dem 11. Jänner sehen wir ein Umsatzminus von 50 Prozent.“

 

Spekulation und Optimismus

Wie auch schon das erste Corona-Jahr war auch 2021von der Pandemie geprägt. Eine herausfordernde Zeit, gerade für den Buchhandel. Trotzdem ist die Stimmung nicht ausschließlich düster.

„Auch in Krisenzeiten muss man optimistisch bleiben“, sagt Potyka. „Unser Gewerbe ist grundsätzlich spekulativ – und wie kann man spekulativ arbeiten und pessimistisch sein? Das ist eigentlich gar nicht möglich.“

Auch HVB-Präsident Benedikt Föger sieht einige positive Entwicklungen. „Wir freuen uns, dass der österreichische Buchhandel das Vorkrisenniveau nicht nur halten konnte, sondern sogar ein leichtes Umsatzplus verzeichnet. Die Branche konnte durch ihr hohes Engagement und ihr rasches Anpassungsvermögen und vor allem durch den Ausbau des Online- und Versandgeschäftes gut auf die Herausforderungen der Pandemie reagieren.“

 

Dieser Artikel wurde bereits in der Jänner-Ausgabe des anzeiger veröffentlicht, erschienen am 26. Jänner 2022.

(c) Gerog Feierfeil
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