Erste Corona-Bilanz für den Buchmarkt

Die erste Bilanz nach Corona für den Buchmarkt zeigt, wie zu erwarten, einen fallenden Umsatz. Der österreichische Buchhandel hält sich mit Online-Shops über Wasser, Bestseller-Listen spiegeln Corona wider. Österreichische Verlage sind durch die Krise besonders stark betroffen.

Seit 16. März haben die Läden geschlossen, das hat in der Buchwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. Berücksichtigt man alle Verkaufskanäle, sowohl den stationären Buchhandel wie auch Nebenmärkte (Tankstellen, Elektro- und Drogeriemärkte, LEH) und den kompletten E-Commerce/Online-Bereich beträgt der Umsatzverlust -24,3% im Vergleich März/20 mit März/19. Betrachtet man nur den stationären Handel, liegt dort der Einbruch sogar bei -41,4%. Die kompletten Zahlen dazu finden Sie hier.

Steigt man in die einzelnen Kalenderwochen ein, zeigt sich das Bild im Buchhandel noch dramatischer. Gab es in den ersten beiden Wochen, bis 15. März, sogar ein Umsatzplus von +7,5% im stationären Buchhandel, stürzen die beiden nächsten Wochen, ab dem 16. März, um -82,7% ab. Dass Buchhandlungen weiter verkaufen, liegt an den eigenen Online-Shops und beim kreativen Ausbau der Lieferservices.

Auf der Strecke bleiben auch die österreichischen Verlage mit ihren heimischen AutorInnen. Dort fehlt seit Wochen die Möglichkeit Neuerscheinungen vorzustellen, da alle Messen, Lesungen und Auftritte abgesagt wurden und nunmehr fehlt auch die Präsentation im Buchhandel, denn der hat geschlossen. Selbst die Wiedereröffnung der kleineren Läden bis 400qm bringt den Verlagen nichts, da durch die Personenbeschränkungen und Veranstaltungsverbote weiterhin keine Präsentationen und kaum gezielte Beratungen möglich sind.

Nach Warengruppen hat den stärksten Rückgang im März 2020 die Reiseliteratur mit einem Minus von -64,8%. Ohne Reisemöglichkeit wird auch die dazugehörige Literatur nicht gekauft. Den geringsten Rückgang verzeichnen Kinder- und Jugendbücher mit einem Minus von nur -1,2%. Die österreichischen Haushalte (mit Kindern) haben sich also auf die Quarantäne vorbereitet.

Auffällig sind zahlreiche Wiedereinstiege und Klassiker bei den aktuellen Bestsellern: Jamie Olivers „Veggies“ (Dorling Kindersley) landet bei den Ratgebern auf Platz vier, Anne Franks „Tagebuch“ (Fischer) kommt bei den Sachbüchern auf Platz fünf, Ursula Poznanski schafft es bei den Kinder- und Jugendbüchern mit „Erebos“ und „Erebos 2“ (Loewe) gleich zweimal zurück unter die Top fünf. Alle AutorInnen waren zuletzt nicht mehr unter den Top Ten der Auswertungen.

Auch bei den Buchtiteln gibt es Wiedereinstiege und vor allem Themenaffinität mit „Corona“: Laura Spinney, „1918 – Die Welt im Fieber“ (Hanser), „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ (Smarticular), „Der größte Crash aller Zeiten“ (Eichborn) von Marc Friedrich/Matthias Weik und „Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben“ (Eden Books) von Muriel Baumeister/Constanze Behrends geben Einblicke in die Gefühlswelt der Österreicher und finden sich auf einmal wieder in den Bestseller-Listen.

Weitere Meldungen zur österreichischen Buchbranche und Bestseller-Listen finden Sie laufend auf www.buecher.at. Detailinfos zu den Marktdaten befinden sich im Anhang. Ein Verzeichnis der österreichischen Buchhändler mit Online-Shops finden Sie hier.

Die Marktdaten und Buchcharts werden im Auftrag des HVB von Media Control erhoben und erfassen 90 Prozent aller Scannerkassen-Verkäufe. Berücksichtigt werden stationärer Buchhandel, Buchhandelsketten, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte.

14.4.2020

(c) Tumisu auf Pixabay
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