Vom 6.-8. Juni fand die HVB-Jahrestagung 2018 im Hotel Die WASNERIN in Bad Aussee mit großem Erfolg statt. Die Neuausrichtung wurde gut aufgenommen; nach einer Wiederholung im nächsten Jahr wurde oft gefragt.
Branchenzahlen, Branchendaten, Marktforschung, Novitäten-Vermarktung, Bestseller und „die Jungen“ waren die ausschlaggebenden Themen und wurden von den Vortragenden spannend und praxisnah ausgeführt. Im Anschluss gab es lebhafte Diskussionen, die in den Pausen und am Abend weitergeführt wurden. Denn auch dafür war Zeit. Galadinner mit Ehrung, Hüttenabend mit Lesung, Bargespräche ohne Ende – es war ein volles Programm!
Philipp Ikrath (Institut für Jugendkulturforschung), beispielsweise stellte ausführlich die digitalen Lebenswelten junger Menschen in den sozialen Medien vor – und ob darin das geschriebene Wort überhaupt noch eine Rolle spielt. „Es geht um ästhetische Stimmigkeit, nicht um erzählerische Stringenz“, so die Conclusio.
In den absoluten Zahlen, die Ulrike Altig (media control) im Anschluss vorstellte, ist davon noch wenig zu spüren, auch wenn im deutschsprachigen Raum Buchverkauf und Lesezeit weiter zurückgehen. Bemerkenswert dabei: Der Verkauf von Kinder- und Jugendliteratur bleibt gleich oder steigt sogar. Schwierig ist die Gruppe der 18- bis 35-Jährigen. Monika Kolb-Klausch (mediacampus) ergänzt diese Erkenntnisse: Junge Menschen müssen für die Arbeit, nicht nur in der Buchbranche, überzeugt werden. Sie meiden unternehmerisches Risiko und Konfrontationen in der Arbeitswelt. Für sie stehen ein sicherer und sozial verträglicher Arbeitsplatz sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance im Vordergrund.
Die Dramaturgin Helen Zellweger, die gemeinsam mit Michael Niavarani den Schultz & Schirm „Bühnenverlag für Komödien“ betreibt, erzählte über den Aufwand der internen Motivation – auch bei hervorragenden MitarbeiterInnenteams – um im Markt Erfolg zu haben. Der Unternehmer Josef Taus (Management Trust Holding) will weiter in Buchhandel und Verlagswesen investieren, mit der Absicht, eine international wettbewerbsfähige Größe in diesen Branchen zu erreichen – wie übrigens auch im Druckgewerbe.
Wenn man Roland Führer vom KSV1870 glauben darf, steht die Branche trotz geringerer Verkaufszahlen und einigem Wehklagen gut da. Vor zehn Jahren waren 931 BuchhändlerInnen beim KSV1870 registriert, heuer sind es noch 880. Die meisten, nämlich 345 in Wien, gefolgt von NÖ (147) und OÖ mit 93. Was Führer so verwundert, ist die enorm hohe Eigenkapitalrate der BuchhändlerInnen von weit über vierzig Prozent: „Der Buchhandel hat ausgezeichnete KSV-Kennzahlen.“
Max Gruber stellte den Beruf des Filmschriftstellers vor, der als Autor Millionen von Menschen vor dem Bildschirm erreicht, ohne dabei ein reales Buch geschrieben zu haben. Er betonte auch die positive Zukunft des Storytellings und den großen Bedarf der TV-Anstalten an immer mehr und guten Drehbüchern. Wie ein Drehbuch hörte sich auch die Geschichte des Erfolgs des Hotels „Die Wasnerin“ an, von dem Petra Barta berichtete. Vom Hotel zum Literaturhotel mit Literaturfestival: Der Weg einer Neuinszenierung auf literarischen Spuren.
Ronald Schild, Geschäftsführer des MVB, stellte mit VLB-TIX eine dialogorientierte Form der Information in der Branche vor: statt Verlagsprospekte eine Internetplattform, die alle wichtigen Informationen zu Neuerscheinungen mit vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten enthält.
Einen Ansatz zur Wiedergewinnung junger Menschen für das Buch zeichnet Jörg F. Maas (Stiftung Lesen) vor. Unter der
Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten zieht die Stiftung Lesen alle BürgerInnen zu Alphabetisierungskampagnen heran, die des Lesens mächtig sind – allen voran Prominente, die aus Film, Funk und Fernsehen bekannt sind.
Gustav Soucek (HVB) stellte eine aktuelle Studie des Hauptverbands vor: „Buchkäufer und Buchleser: Profile, Motive und Einstellungen“. Sie wird HVB-Mitgliedern künftig zur Verfügung stehen.
Birgit Politycki, Literatur- und Pressebüro Politycki und Partner in Hamburg, sprach über die neuesten Herausforderungen der Literatur- und Verlags-Pressearbeit im 21. Jahrhundert. Starautor Bernhard Aichner, eigens mit seinem neuesten Werk „Bösland“, aus dem er auch las, angereist, schilderte seinen Weg vom Fotograf zum Autor zum Bestseller-Autor – nicht ohne mit diversen Bonmots aus seinem Leben zu sparen.
Abseits der spannenden und vielfältigen Vorträge stand aber eine besondere Ehrung im
Mittelpunkt. Brigitte Sinhuber-Harenberg (Amalthea) wurde vom Präsidenten des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, Benedikt Föger, mit der höchsten Auszeichnung des HVB, der „Verdienstmedaille für hervorragende Leistungen im Verlagswesen und Buchhandel“, ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Michael Niavarani, der entspannt und freudig die gesamte Jahrestagung genoss.
Hier finden Sie die Fotos des Gala-Diners am Mittwochabend.