anzeiger 10/24 – Alte Kostbarkeiten

Alte Kostbarkeiten auf der Buch Wien 24 – am Stand-Nr. C01 + C04, werden zahlreiche in- und ausländische Antiquariate ausgewählte Bücher, Autografen und Grafiken präsentieren.

In der neuen anzeiger-Serie „Alte Kostbarkeiten“ präsentieren wir zusammen mit dem Verband der Antiquare Österreichs ausgewählte Druck- und Handschriften mit ihren Geschichten.

Gespräche am Tisch Martin Luthers

STECKBRIEF
Verfasser/Herausgeber: Martin Luther, Johann Aurifaber (Herausgeber)
Titel: Colloquia oder Tischreden Doctor Martini Lutheri, so er in vielen jaren, die Zeyt seines Lebens, gegen Gelehrten Leuthen, Auch hin und wider bey frembden Gesten, und seinen Tischgesellen geführet
Erscheinungsdatum: 1567
Format: 35 x 24 cm

„Samlet die ubrigen Brocken, auff das nichts umbkomme“ – dieses Zitat aus dem Johannesevangelium, im zeitgenössischen Deutsch, stellt Luther-Schüler Johann Aurifaber (1519–1575) als Motto auf die Titelseite seines Werkes „Colloquia oder Tischreden Doctor Martini Lutheri, so er in vielen jaren, die Zeyt seines Lebens, gegen Gelehrten Leuthen, Auch hin und wider bey frembden Gesten, und seinen Tischgesellen geführet“. Damit verrät er etwas von seiner Motivation, die Äußerungen Martin Luthers (1483–1546) für die Nachwelt zu erhalten. Ihm war bewusst, dass die Generation der Augen- und Ohrenzeugen Luthers langsam ausstarb.

Erstmals erschienen die „Tischreden“ 1566, zwanzig Jahre nach Luthers Tod, im sächsischen Eisleben, Luthers Geburts- und Sterbeort. Bereits im Folgejahr erschien eine zweite Auflage, zu der auch das vorgestellte Exemplar gehört. Das Buch im zeitgenössischen Einband, bei dem reich blindgeprägtes Schweinsleder über Holzdeckel gespannt wurde, ist allerdings ein in Frankfurt erschienener Raubdruck des Verlegers Peter Schmid. Dies verdeutlicht die zeitgenössische Beliebtheit des Werkes, quasi als Bestseller des 16. Jahrhunderts.

Aurifaber gruppierte die „Tischreden“ thematisch in achtzig kurze Kapitel, etwa „Vom freyen Willen“, „Von Engeln“, oder „Von der Musica“. Den Erfolg des Werkes begleitete aber auch Kritik an den zu vertrauten Einblicken in Luthers Gedankenwelt. Zeitgenössische Lesegewohnheiten lassen vermuten, dass das Buch selten im Ganzen gelesen wurde, es diente eher als theologische Quellensammlung und Nachschlagewerk.

Den Begriff „Tischreden“ erfand Aurifaber zwar nicht, doch war er der Erste, der ihn so prominent im Titel angab und dadurch zum bleibenden Terminus machte. Der Ort, an dem Luthers Äußerungen mal genauer, mal summarischer gehört und gesammelt wurden, wird durch eine Holzschnittillustration auf dem Titelblatt verbildlicht. Der Holzschnitt, basierend auf einem Entwurf von Jost Amman (1539–1591), zeigt Luther mittig an einem Tisch sitzend. Um ihn herum sitzen sechs Männer, darunter möglicherweise auch Philipp Melanchthon (1497–1560). Im Hintergrund ist ein gut bestücktes Bücherregal zu sehen.

Nähere Informationen:
Matthaeus Truppe
Buchhandlung & Antiquariat
Stubenberggasse 7, 8010 Graz
Tel.: +43/(0) 316-829552
truppe@aon.at

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