Anne Goldmann gewinnt mit „Alle kleinen Tiere“ den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2021

Der zwölfte Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 12. Oktober im Rahmen des Autor*innenempfangs der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus im Hotel Imperial an Anne Goldmann verliehen. Die diesjährige Preisträgerin wurde für ihren Kriminalroman „Alle kleinen Tiere“ (Argument Verlag) ausgezeichnet.

Der mit 5.000 Euro dotierte Literaturpreis wurde von Sylvia Fassl-Vogler, Stadt Wien Kultur, und Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, überreicht. Der Leo-Perutz-Preis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gestiftet und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Wien ausgerichtet.

Auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis 2021 waren insgesamt fünf Werke zu finden: Neben Anne Goldmann waren auch René Anour mit „Die Totenärztin: Wiener Blut“ (Rowohlt Verlag), Reinhard Gnettner mit „Nur der Tod ist unsterblich“ (Carl Ueberreuter Verlag), Sabine Kunz mit „Die Saubermacherin“ (Gmeiner Verlag) und Sabina Naber mit „Leopoldstadt“ (Emons Verlag).

Die Laudatio hielt Ursula Poznanski, die Leo-Perutz-Preisträgerin 2020. Im Anschluss lasen alle Nominierten an unterschiedlichen Locations der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus.

Die Autorin

Anne Goldmann, geboren 1961 in Österreich, wuchs in einer Großfamilie auf dem Land auf. Sie jobbte als Kellnerin, Küchenhilfe und Zimmermädchen, um sich die Ausbildung zur Sozialarbeiterin zu finanzieren. Einige Zeit arbeitete sie in einer Justizanstalt, betreute dann 26 Jahre lang hauptberuflich Straffällige nach der Haft. Anne Goldmann begann früh zu schreiben, gewann zwei Literaturwettbewerbe, veröffentlichte ein paar Texte, verwarf dann alles für lange Zeit und entdeckte erst viel später das Schreiben wieder neu. „Alle kleinen Tiere“ ist ihr fünftes Buch. Anne Goldmann lebt und arbeitet in Wien.

Aus der Begründung der Jury

„Anne Goldmann führt uns eine Reihe von Außenseitern vor – und lässt die „großen Tiere“ auf sie los. In diesem Fall sind es Immobilienhaie, die Grundstücke aufkaufen um etwas zu „entwickeln“. Aber es gerät Sand ins Getriebe; ein paar von den „kleinen Tieren“ spielen nicht mit, sosehr man ihnen auch mit Geldscheinen vor der Nase wedelt oder mit Einschüchterung arbeitet. Sie wollen ihr Zuhause nicht aufgeben. Goldmann bleibt dabei ganz unsentimental; auch die Unterprivilegierten sind noch lange nicht deshalb moralisch erhaben, weil man auf ihnen herumtrampelt und sie bedroht. Terror herrscht aber auch im Haifischbecken. Auch dort werden Hierarchien mit Zähnen und Klauen verteidigt. Marisa, die Anfängerin im Büro wird zur Zielscheibe für Spott und Sexismus, da muss sie eben durch. Muss sie wirklich?

Man spürt, dass dieser Krimi von jemandem mit viel Lebenserfahrung geschrieben wurde. Goldmann hat nach einer langen Pause erst spät wieder zu schreiben begonnen. „Sie arbeitete unter anderem in einer Justizanstalt und betreute 26 Jahre lang hauptberuflich Straffällige in der Zeit nach der Haft“, steht in ihrer Biografie. Ihre besondere Art von Empathie für die „kleinen Tiere“ hat sie sich erhalten; das kann nicht immer leicht gewesen sein, aber Licht in eine kalte Welt voller Selbstoptimierer zu bringen ist notwendiger denn je.“

Die Jury

Die Jury 2021 besteht aus Jury-Sprecherin Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Susanne Remmer (HVB, Buchhandlung Franz LEO & Comp.), Ursula Poznanski (Leo-Perutz-Preisträgerin 2020), Elisabeth Schippel (Buchhandlung Krimisalon), Nina Lämmermayer (Bestattung Wien) und Ingeborg Sperl (Der Standard).

Der Preis

Mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur, der jährlich vergeben wird, werden Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.

Bisherige Preisträger*innen

Im Vorjahr ging der Preis an Ursula Poznanski für ihren Kriminalroman „Vanitas – Grau wie Asche“ (Droemer-Knaur). Die weiteren Preisträger*innen der letzten Jahre: 2019 Alex Beer mit „Der dunkle Bote“ (Limes Verlag), 2018 Fritz Lehner mit „Nitro“ (Seifert Verlag), 2017 Alex Beer mit „Der zweite Reiter“ (Limes Verlag). 2016 Andreas Gruber mit „Racheherbst“ (Goldmann Verlag), 2015 Theresa Prammer mit „Wiener Totenlieder“ (Marion von Schröder Verlag) und 2014 Eva Rossmann mit „Männerfallen“ (Folio Verlag).

12. 10.2021

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