Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels an Francesca Melandri

Am 24. November wurde die Autorin Francesca Melandri in Krems an der Donau mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln geehrt. Die Verleihung erfolgte als abschließender Höhepunkt der Europäischen Literaturtage 2019 in Krems/Stein. Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, und Karl Puš, als Vertreter des Fachverbandes Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich, überreichten den mit 10.000 Euro dotierten Preis.

Die Autorin erhielt die ehrenvolle Auszeichnung für ihren herausragenden Beitrag zu einem neuen und besseren Verständnis der unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften Europas.

„Frieden und Toleranz sind die gesellschaftlichen Eckpfeiler auf denen jeder intelektuelle Diskurs, auf denen jede Schaffung und Auseinandersetzung mit Kunst fußt. Es ist das erste Anliegen jedes Verlegers und jeder Verlegerin, aufzuklären, zu informieren und zu vermitteln. Auch und gerade um die Fundamente der verlegerischen Arbeit, den Frieden und die Toleranz zu stärken.“ so Benedikt Föger bei der Übergabe des Preises an Melandri.

Laudatorin Helena Janeczek über die Autorin: „Vom Beginn ihres Schreibens an zeichnet sich Francesca Melandri durch eine bemerkenswerte Reife und das seltene Talent aus, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich Geschichten anzuvertrauen, die weit von der eigenen biographischen, sozialen und kulturellen Wirklichkeit entfernt sind. Diese ethische und literarische Sensibilität befähigt sie zu einem außerordentlichen Realismus, der sich niemals auf die naturalistische Beschreibung der erforschten Wirklichkeit beschränkt.“

Francesca Melandri nahm in ihrer Dankesrede Bezug auf die geheimnisvolle, intime Beziehung zwischen AutorInnen und LeserInnen und auf die besondere Bedeutung der BuchhändlerInnen für die Vermittlung dieser Beziehung. „Die BuchhändlerInnen und Verlage, die dafür sorgen, dass das seltsame Paar aus LeserInnen und AutorInnen im physischen Objekt des Buches zusammenfindet, sind für mich PriesterInnen in einer Hochzeit von Unbekannten.“ Außerdem betonte sie die große Bedeutung der ÜbersetzerInnen für die Literatur: „Es ist der große Verdienst der ÜbersetzerInnen, vereinzelte Inseln voneinander getrennter Kulturen und Denkweisen zu verbinden und damit etwas zu ermöglichen, das über Nationen und Sprachen hinausgeht.“

Im Gespräch mit Katja Gasser (ORF) erörtete die Autorin auch ihre Sicht auf die Potentiale und Gefahren von Zugehörigkeit und Gemeinschaft und plädierte für einen flexiblen und offenen Umgang mit diesem Thema.

Über Francesca Melandri
Francesca Melandri, geboren in Rom, hat sich in Italien zunächst als Autorin von Drehbüchern für Kino- und Fernsehfilme einen Namen gemacht. Mit ihrem ersten Roman Eva schläft wurde sie auch einem breiten deutschsprachigen Lesepublikum bekannt. Ihr zweiter Roman Über Meereshöhe wurde von der italienischen Kritik als Meisterwerk gefeiert. Ihr drittes Buch Alle, außer mir (aus dem Italienischen von Esther Hansen, Wagenbach Verlag) stand zehn Wochen lang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Der Ehrenpreis wird seit 1990 vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) und dem Fachverband Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) ausgerichtet und wurde 2019 bereits zum 29. Mal verliehen. Zuletzt wurde 2018 Ilija Trojanow mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

25.11.2019

Karl Puš (Fachverband Buch und Medien
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