Tonio Schachinger erhält Deutschen Buchpreis 2023 für „Echtzeitalter“

Der Preisträger des Deutschen Buchpreises ist Tonio Schachinger. Er erhält die Auszeichnung für seinen Roman „Echtzeitalter“ (Rowohlt Verlag).

„Auf den ersten Blick ist Tonio Schachingers „Echtzeitalter“ ein Schulroman. Auf den zweiten viel mehr als das: ein Gesellschaftsroman, der das Aufwachsen seines Helden Till an einer Wiener Eliteeinrichtung beschreibt, an der die künftigen Leistungsträger:innen mit reaktionärem Drill und bildungsbürgerlichen Idealen aufs Leben vorbereitet werden. Aus dieser repressiven Umgebung, verkörpert durch den mephistophelischen Lehrer Dolinar, flüchtet sich Till in die Welt des Gaming. Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen Ort der Fantasie und Freiheit. Auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandelt der Text die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur“, heißt es in der Begründung der Jury.

Die Jury für den Deutschen Buchpreis 2023 setzt sich zusammen aus:

  • Shila Behjat (Journalistin und Publizistin)
  • Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
  • Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Lisa Schumacher (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach)
  • Jurysprecherin Katharina Teutsch (Freie Kritikerin)
  • Florian Valerius (Gegenlicht Buchhandlung, Trier)
  • Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form)

Für die Auszeichnung waren außerdem nominiert:

  • Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens (Luchterhand Literaturverlag)
  • Necati Öziri: Vatermal (claassen)
  • Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück (Klett-Cotta)
  • Sylvie Schenk: Maman (Carl Hanser Verlag)
  • Ulrike Sterblich: Drifter (Rowohlt Hundert Augen)

Tonio Schachinger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist:innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Gewinnertitel wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 196 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2022 und September 2023 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus hat die Jury sechs Titel für die Shortlist gewählt. Die Preisverleihung fand im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Mit dem Deutschen Buchpreis 2023 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer gratuliert in einer APA OTS Tonio Schachinger zum Deutschen Buchpreis 2023: „Coming-of-Age-Geschichten gibt es viele, und auch Internatsromane haben in der österreichischen Literatur eine lange Tradition, wenn wir an den Törleßvon Robert Musil oder an den Schüler Gerber von Friedrich Torberg denken. Mit dem Roman „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger ist das Genre nun im 21. Jahrhundert angekommen, mit der ambivalenten Hauptfigur Till Kokorda im Zentrum, die ihr Glück im Online-Gaming zu finden hofft“, so die Staatssekretärin. „Tonio Schachinger schaffte es bereits 2019 mit seinem Debüt auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Dass er jetzt mit seinem zweiten Buch diesen Preis gewinnen konnte, spricht für das große Talent und die literarische Kraft des jungen Erzählers aus Österreich. Ich beglückwünsche ihn sehr herzlich zu dieser schönen und renommierten Würdigung seiner Arbeit mit dem Deutschen Buchpreis. Es ist eine Auszeichnung für die gesamte österreichische Gegenwartsliteratur, dass sich einer ihrer Vertreter unter der Vielzahl der hochkarätigen Kandidatinnen und Kandidaten in der deutschsprachigen Buchwelt durchsetzen konnte.“

Tonio Schachinger Preistraeger Deutscher Buchpreis 2023 c Christof Jakob
(c) Christof Jakob
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