Literaturpreis Ohrenschmaus zeichnet herausragende Autor:innen mit Lernbehinderung aus

Im Rahmen der jährlichen Preisverleihung wurden Autor:innen ausgezeichnet, die in ihren Texten die Vielfalt und Kreativität von literarischer Inklusion besonders zum Ausdruck bringen.

Am 21. März wurde zum 17. Mal der inklusive Literaturpreis Ohrenschmaus im Raiffeisenhaus Wien verliehen. Zum Welt-Downsyndrom-Tag wurden hier herausragende Autor:innen mit Lernbehinderung und deren Texte gewürdigt, wie die Caritas im Rahmen einer APA-OTS bekanntgibt.

„Der Literaturpreis Ohrenschmaus ist mehr als eine Preisverleihung. Er ist auch die Würdigung von Autorinnen und Autoren, die uns mit ihren einzigartigen Texten neue Perspektiven aufzeigen und als Botschafter für Vielfalt einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten. Als Gastgeber und Partner sind wir stolz darauf, hier zu unterstützen und eine Bühne bieten zu dürfen“, so Roland Mechtler, Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.

Die Österreichischen Lotterien sind auch dieses Jahr aus Überzeugung Hauptsponsor des Literaturpreises: „Wir freuen uns mit allen Gewinnerinnen und Gewinnern! Der Literaturpreis Ohrenschmaus zeigt die Vielfalt der Literaturlandschaft und gibt Einblick in das Leben und Denken von Menschen mit Lernschwierigkeiten, die wieder großartige Texte präsentiert haben.“

Die Schauspieler Chris Pichler und Markus Hering haben die ausgezeichneten Texte präsentiert, die aus fast 200 Einreichungen aus ganz Österreich, Deutschland und Südtirol ausgewählt wurden. Die besonderen Schreibtalente geben damit ermutigende Einblicke in die Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen, zeigen aber auch kritische Überlegungen zur Gesellschaft: das Hinterfragen von Normalitäten, den Wunsch nach einem inklusiven Miteinander und einem selbstbestimmten Leben.

Die Jury rund um Schirmherr Felix Mitterer kürte die drei besten Texte 2024, mit einem Preisgeld von jeweils € 1.000 und Laptops von AfB social & green IT. Vierzehn weitere Texte wurden durch die Platzierung auf der Ehrenliste ausgezeichnet sowie der beliebte, süße Zotter-Schokoladen-Preis vergeben.

Die Gewinner:innen 2024

Leonie A. Schmidt wurde für “Meine Dyskalkulie” mit einem Hauptpreis ausgezeichnet. Die Auseinandersetzung der 18-jährigen Schülerin aus Gießen, Deutschland mit Zahlen, komplexen Rechenaufgaben und den “seelenlosen” Uhren regt zum Nachdenken an. Sanft führt sie in ihre Lebensrealität und hin zu der Erkenntnis: Alles beginnt dort, wo es endet.

Mit seinem 13-zeiligen Gedicht “Tanzen” gewann Wolfgang Prochazka einen weiteren Hauptpreis. Die Gedanken des 71-Jährigen aus Wien kreisen um literarische Rhythmen aus Musik-Boxen und laden damit tänzelnd zum Genießen und Interpretieren ein.

Fatih Duran schreibt in seiner persönlichen Geschichte über die schwierigen Erfahrungen mit Drogen. Sein Text wurde ebenfalls mit dem Hauptpreis prämiert und ist eine Warnung für andere; noch viel mehr aber zeigt er ermutigend auf, wie ein Neubeginn möglich ist.

Der Zotter-Schokoladen-Preis mit dem Thema “Freiheit” ging dieses Jahr an die Schreibgruppe “Gedankenschreiber“ sowie an die Autor:innen Martin Grätzl, Iris Veider und Markus Antretter. Seit vielen Jahren kreiert Josef Zotter in seiner Schokoladenfabrik jährlich eine eigene Ohrenschmaus-Schokolade. Auf deren Verpackung, gestaltet von der Grafik-Anstalt, werden die ausgezeichneten Texte abgedruckt.

Mit einem Platz auf der Ehrenliste wurden die Texte von Laurin Schneidereit, Micha Zeiger, Benjamin Bohn, Ruth Oberhuber, Rene Glößl, Gregor Haller, Larissa Chelsea, Claudia Kandolf, Iris Mackinger, Alois Schörghuber, Clemens Enzenberg, David Tritscher, Kurt Engleder und Julian Messner prämiert.

Das Ohrenschmaus Literaturstipendium, das alle zwei Jahre an herausragende Talente vergeben wird, geht heuer an die steirische Autorin Agnes Zenz.

Alle prämierten Texte sind im Buch „Alles beginnt dort, wo es endet“ in der Ohrenschmaus-Edition des Verlages die Buchschmiede erschienen und ab sofort auf der Homepage des Vereins Ohrenschmaus erhältlich unter www.ohrenschmaus.net.

Der Literaturpreis Ohrenschmaus wurde 2007 vom Autor Franz-Joseph Huainigg initiiert, um „einen besonderen Blick auf die Welt zu geben, wie es die Ohrenschmaus-Autor:innen auf einzigartige Weise tun. Es geht nicht um Defizite, sondern um Fähigkeiten und Literatur. Kurz gesagt, um einen neuen Blick auf die Welt und auf Menschen mit Lernbehinderung! Was auch heuer wieder grandios gelungen ist“.

Auf der Buch Wien finden regelmäßig Lesungen aus den Werken der Gewinner:innen des Literaturpreis Ohrenschmaus statt.

Literaturpreis Ohrenschmaus (c) Mario Brandstetter
(c) Mario Brandstetter
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