Ilse Tielsch ist tot

Die österreichische Autorin Ilse Tielsch ist tot. Die Schriftstellerin starb am 21. Februar, einen Monat vor ihrem 94. Geburtstag, im Kreise ihrer Familie in Wien. Tielsch thematisierte in vielen ihrer Gedichte, Erzählungen und Romane die Vertreibung aus ihrer südmährischen Heimat Auspitz im Jahr 1945. Ihre mehr als zwei Dutzend Werke wurden teils in mehreren Sprachen übersetzt, daneben auch zahlreiche Hörspiele ausgestrahlt.

Tielsch wurde für ihr literarisches Schaffen mit mehreren Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter der ostdeutsche Andreas-Gryphius-Preis und der Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie im Jahr 1989. 2017 erhielt sie den Franz-Theodor-Csokor-Preis, der in unregelmäßigen Abständen vom Österreichischen P.E.N.-Club für das Lebenswerk vergeben wird. Sie wurde außerdem auch mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

„Ilse Tielsch war eine wichtige Stimme für Versöhnung und Völkerverständigung. Ihr Werk hat nichts an Aktualität verloren, thematisiert es doch die heute nach wie vor aktuellen Themen Migration, Flucht und Vertreibung. Ilse Tielsch, selbst Vertriebene aus Südmähren, mahnt in ihren Erzählungen, Gedichten und Romanen immer wieder das Recht auf Heimat und Frieden ein. Auch in unserer heutigen Zeit eine schmerzhafte und immer gültige Forderung und Aufgabe“, so Kunst und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Ab 2017 wurden ihre ihre Romane Das letzte Jahr und die autobiografische Romantrilogie Die AhnenpyramideHeimatsuchen und Die Früchte der Tränen in der Edition Atelier neu aufgelegt.

Verleger Jorghi Poll: „Wir haben Ilse Tielsch über ihren Freund, den unvergessenen Adolf Opel (1935–2018) kennengelernt, der uns ihren Roman »Das letzte Jahr« ans Herz gelegt hat. Sie lässt darin das Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht eines neunjährigen Mädchens, das mit seiner Familie in einer südmährischen Stadt lebt, Revue passieren. In den 1980er-Jahren hatte sich Ilse Tielsch bereits als Lyrikerin einen Namen gemacht, um dann mit ihrem Opus Magnum, einer autobiografischen Romantrilogie, über die Grenzen des Landes Bekanntheit zu erlangen. Eindringlich zeichnet sie darin den Weg einer sudetendeutschen Familie nach – beginnend von der Ahnenforschung, die bis ins 16. Jahrhundert zurückführt, über die Flucht während des Zweiten Weltkriegs nach Österreich bis hin zum Wiederaufbau eines neuen Zuhauses in der Nachkriegszeit. Ilse Tielsch war eine der größten österreichischen Erzähler:innen des 20. Jahrhunderts, vor allem haben uns aber die Mitmenschlichkeit und ihr Wunsch nach Völkerverständigung, die sich durch jedes dieser vier Bücher ziehen, beeindruckt. So werden wir sie in herzlicher Erinnerung behalten, dankbar für die Begegnung und ihr Vertrauen. Mit Mitgefühl denken wir auch an ihre Familie und die ihr nahen Menschen.“

Ilse Tielsch. Foto (c) Jorghi Poll
Ilse Tielsch. Foto (c) Jorghi Poll
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