Buchhandel setzt auf Online-Lösungen, Amazon lässt nach

Liebe Kolleginnen und Kollegen im Buchhandel, in den Verlagen und in der gesamten Buchbranche,

was vor wenigen Wochen noch undenkbar war, ist eingetreten. Unsere Läden sind geschlossen, unsere Büros verlassen und wir alle angehalten, uns in die häusliche Isolation zurückzuziehen und so wenige soziale Kontakte wie möglich zu haben.
So wenige soziale Kontakte wie möglich? Wir? Die Buchbranche? Wir, die wir in der Stadt, im Grätzel, im Dorf, im Einkaufszentrum und wo auch immer im Zentrum des sozialen Lebens stehen? Wir, die mit unseren Büchern für Offenheit, Austausch, Diskurs, Information und Kommunikation stehen? Wir, die wir mit unseren Büchern ganze neue Welten öffnen können und unsere LeserInnen auf literarische Entdeckungsreisen schicken?
Das kann nicht sein und es passiert auch nicht. Die ersten Tage der räumlichen Isolation haben bereits gezeigt, dass die Buchhändlerinnen und Buchhändler, dass die Verlage und ihre MitarbeiterInnen sehr wohl in der Lage sind, ein virtuelles soziales Leben aufrecht zu erhalten.
Sie halten ihre Kundinnen und Kunden, ihre Leserinnen und Leser über soziale Medien, Mailings, Homepages und das Telefon bei der Stange und bei Laune.

Die Online-Absätze steigen sprunghaft an und zum ersten Mal gelingt es ernsthaft, Amazon die Stirn zu bieten.
Der zu erwartende Buch-Boom bei Amazon ist nämlich ausgeblieben und das liegt nicht nur an den hervorragenden Online-Kampagnen der stationären Buchhandlungen mit Unterstützung der Verlage. Es liegt auch daran, dass Amazon derzeit andere Produkte „priorisiert“. Nämlich „Haushaltswaren, Sanitätsartikel und andere Produkte mit hoher Nachfrage, die in unseren Logistikzentren eingehen, damit wir diese Produkte schneller annehmen, auffüllen und an Kunden liefern können.“ Amazon hat vorübergehend die Bestellung für andere Produkte ausgesetzt. Dass dabei auch die Bücher auf der Strecke bleiben, schließe ich daraus, dass derzeit keine Bestellungen eingehen und unsere Auslieferung die Nachricht bekommen hat, dass auch bereits bestellte Produkte erst gegen Ende eines verlängerten Zeitfensters geliefert werden sollen, das derzeit bis zum 5. April gilt.

Liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler, wenn Sie also jetzt schon drauf und dran waren, Ihren Online-Shop und die Email- und Telefonbestellungen zu bewerben, tun Sie das nun mit noch mehr Motivation. Jetzt ist die historische Chance, von Amazon Marktanteile zurückzuholen.
Unterstützen Sie sich gegenseitig, helfen Sie sich aus, teilen Sie Ihre Postings, schreiben Sie Ihre KundInnen an. Das hilft vielleicht, diese unglaublich schwierige Zeit etwas besser und gemeinsam zu überstehen.

Wir verhandeln in der Zwischenzeit mit der Bundesregierung über rasche Hilfsgelder für unsere Branche, damit es auch ein Leben nach der Krise geben kann.

Alles Gute und bleiben Sie gesund!

Benedikt Föger
Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels

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