Archive des Schreibens: Raphaela Edelbauer

Im Rahmen des Gastlandauftritts Österreichs auf der Leipziger Buchmesse 2023 entsteht in Kooperation mit dem ORF-Fernsehen unter dem Titel „Archive des Schreibens“ ein filmisches Archiv österreichischer Gegenwartsliteratur, das zeitgenössische österreichische Autor:innen in ästhetisch wie inhaltlich anspruchsvoll gestalteten Kurzporträts einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. In der neuen Folge ist Rapahela Edelbauer zu sehen.

Acht Stunden schreiben, danach ein bis zwei Stunden Sport – so lautet die Tagesformel, mit der Raphaela Edelbauer in den letzten sechs Jahren vier hochambitionierte Bücher vorgelegt hat. Inzwischen spielt sie in der ersten Liga der deutschsprachigen Gegenwartsliteraur.

Edelbauers Schreiben zeugt von Beginn an von großem Selbstbewusstsein. Schließlich hat sie als erste Publikation eine Poetik namens „Entdecker“ veröffentlicht, die die Grenzen von Sprache und Naturwissenschaft auslotet. Damit hat sie von Anfang an markiert, dass sie einem starken Werkbegriff anhängt, wie sie auch im ORF-Gespräch betont: „Im Grunde interessiert mich eine Frage durchwegs, durch alle Werke hindurch, und das ist die Frage, was Sprache ist.“

Was Sprache ist und wo ihre Grenzen liegen, diesen Bereich erkundet die Absolventin der Philosophie und der Sprachkunst seit ihrem ersten Roman „Das flüssige Land“ (2019) systematisch. War es darin die Physikerin Ruth, die als unzuverlässige Erzählerin eine verdichtete Österreich-Parabel zwischen NS-Schuld und Phantastik vermittelte, nahm sich Edelbauer vor, in „Dave“ (2021) Künstliche Intelligenz erzählbar zu machen.

In ihrem aktuellen, kürzlich erschienenen Roman „Die Inkommensurablen“ (2023), der drei jungen Menschen durch ein Wien am Rande des Ersten Weltkriegs folgt, verschiebt sie den Fokus von Physik und Computerwissenschaften Richtung Massenpsychologie.

Gemeinsam ist ihren Romanen ein großer sprachlicher Aufwand, mit dem sie in Tiefenbohrungen eine Kunstsprache entwickelt, die sich vor historischen und zeitgenössischen Vorbildern der österreichischen Literatur von Robert Musil über Alfred Kubin bis hin zu Elfriede Jelinek verbeugt, ohne den einen oder die andere dabei zu kopieren.

Sehen können Sie Raphaela Edelbauer im ORF-Topos-Player im neuesten Porträt der ‚Archive des Schreibens‘-Reihe unter folgendem Lihttps://topos.orf.at/archive-des-schreibens-raphaela-edelbauer100nk.⁠

Werbung
WdB Posting 2