Im November 2025 klettert Clemens J. Setz mit „Das Buch zum Film“ (Jung und Jung) auf Platz 1 der ORF-Bestenliste. „Die Holländerinnen“ (Hanser) von Dorothee Elmiger kommt auf den 2. Platz. Den 3. Platz erreicht Anna Maschik mit „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ (Luchterhand).
Platz 1: Clemens J. Setz: „Das Buch zum Film“, Jung und Jung
Clemens J. Setz zählt zu den jüngsten Büchner-Preisträgern in der Geschichte dieser größten Auszeichnung, die einem deutschsprachigen Autor zuteilwerden kann. Mit Romanen wie „Monde vor der Landung„ oder „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ hat er sich ein großes Publikum „erschrieben“. Jetzt ist ein neues Buch von ihm erschienen: Der Titel: „Das Buch zum Film“. Es gewährt Einblicke in das Werden eines Schriftstellers, mittels einer Sammlung von Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 2000 bis 2010, die der heute 42jährige für das Buch neu geordnet hat. Erfahrenes, Gesehenes, Gelesenes findet darin fragmentarisch Platz: wir begegnen einem jungen Schriftsteller, der früh schon der Literatur verfallen war und sich dieser geradezu rücksichtslos verschrieben hat. Clemens Setz erzählt im „Buch zum Film“ auch von seinen Eltern, der ersten großen Liebe, der Teilnahme an den Tagen der deutschsprachigen Literatur, der Sehnsucht danach, selbst Kinder zu haben und von vielem anderen mehr: Das Autobiographische darin gibt allerdings das große Rätsel Leben nicht preis.
Platz 2: Dorothee Elmiger: „Die Holländerinnen“, Hanser
Seit ihrer Teilnahme beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb im Jahr 2010 zählt die 1985 geborene Dorothee Elmiger zu den spannendsten Stimmen der jüngeren Schweizer Literatur. Vier Romane hat Elmiger bislang vorgelegt, 2020 wurde „Aus der Zuckerfabrik“ auf die Shortlist des Deutschen als auch des Schweizer Buchpreises gesetzt, auch ihr neuer Roman „Die Holländerinnen“ befindet sich auf den Shortlists beider Buchpreise und wurde von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bereits jetzt zum „besten Roman des Bücherherbsts“ gekürt. Im Zentrum des Romans steht das Verschwinden zweier Holländerinnen im lateinamerikanischen Dschungel. Dem rätselhaften Schicksal der beiden Frauen möchte ein Theaterregisseur nachspüren und begibt sich mit einem mehrköpfigen Team hinein in den dunklen Urwald. Mit dabei: die Erzählerin der Geschichte, eine namhafte Schriftstellerin, die die ganze Expedition dokumentieren soll. Der Regisseur treibt die Crew trotz Widerstände immer tiefer und tiefer in den Wald, sein Vorhaben entpuppt sich dabei als weniger von Empathie, sondern von Größenwahn getrieben, denn er scheint mit dem Projekt in Wahrheit in die Fußstapfen von Künstlern wie Werner Herzog und Francis Ford Coppola treten zu wollen. Mittels einer fragmentarischen und ebenso komplexen wie faszinierenden Erzählstruktur lotet Dorothee Elmiger in „Die Holländerinnen“ die Abgründe der menschlichen Existenz aus
Platz 3: Anna Maschik: „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“, Luchterhand
Selten gelingt jungen Autorinnen und Autoren mit dem ersten Roman gleich ein erfolgsversprechendes Debüt. Die junge Wiener Lehrerin Anna Maschik aber hat mit ihrem Erstling eine ebenso inhaltlich wie formal beeindruckende Familiengeschichte vorgelegt, mit dem geheimnisvollen, scheinbar mordlustigen Titel: „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“. Anna Maschiks Roman ist jedoch nicht blutrünstig, sondern poetisch und hart: sie seziert eine Familie über vier Generationen, ausgehend von einem Bauernhof in der Nazi-Zeit: der Titel „Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ ist auch der erste Satz. Er bezieht sich auf die Praxis des „Schwarzschlachtens“, also behördlich nicht erlaubtes Schlachten von Nutztieren, bei dem bevorzugt die anscheinend geräuschlos und damit unauffällig sterbenden Schafe getötet wurden. Es geht um wortkarge Menschen, die alles anders machen wollen als ihre Vorfahren und deren Lebenswege doch vorgezeichnet sind: um verletzte Verwandte, die sich in Möbel und Pflanzen verwandeln. Ein Roman voller Magie – und voller Auslassungen, denn Maschik setzt stilistisch bewusst auf das Fragmentarische und Lückenhafte.
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