ORF Bestenliste Februar

Im Februar befindet sich Arno Geiger mit seinem Werk „Das glückliche Geheimnis“ (Hanser) auf Platz 1. Dževad Karahasan ist mit „Einübung ins Schweben“ (Suhrkamp) auf dem zweiten Platz. Platz 3 geht an Raphaela Edelbauer mit „Die Inkommensurablen“ (Klett-Cotta).

Platz 1: Das glückliche Geheimnis, Arno Geiger (Hanser)

Arno Geiger zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern im deutschsprachigen Raum. 2005 wurde sein Roman „Es geht uns gut“ mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet, mit Büchern wie „Unter der Drachenwand“ landete Geiger auf den wichtigsten Bestsellerlisten. Sein neues Werk ist ein verblüffendes Outing: Unter dem Titel „Das glückliche Geheimnis“ lässt Arno Geiger tief in seine Biografie blicken. 25 Jahre lang wühlte er in fremden Papiermülltonnen nach Hinterlassenschaften, Schriftstücken und Büchern. Einige der gefundenen Briefkonvolute ließ Geiger auch in seine Literatur einfließen, etwa in seinen Erfolgsroman „Unter der Drachwand“. „Das glückliche Geheimnis“ ist jedoch mehr als ein Loblied auf den Müll. Gleichzeitig kann man das Buch als Autobiographie Geigers lesen: Da geht es um das Ringen um Erkenntnis, um beruflichen Erfolg und Selbstzweifel, um die Demenzerkrankung des Vaters, um den Schlaganfall der Mutter, um Liebesbeziehungen mit mehreren Frauen gleichzeitig, die nicht ohne Verwundungen stattfinden.

Platz 2: Einübung ins Schweben, Dževad Karahasan (Suhrkamp)

Der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan zählt zu den bekanntesten literarischen Stimmen des Balkans. Immer wieder wird der 1953 im ehemaligen Jugoslawien geborene Karahasan mit dem Nobelpreisträger Ivo Andrić verglichen – nicht zuletzt, weil die multikulturelle Geschichte Bosniens stets ihre gemeinsame Erzählheimat geblieben ist. In seinem neuen Roman widmet sich der „Chronist von Sarajevo“, wie Karahasan oft genannt wird, der jüngsten Geschichte seiner Heimat: der Belagerung Sarajevos während des Bosnien-Krieges. „Einübung ins Schweben“ ist ein Buch über das Leben im Krieg: Es schildert den Alltag der Menschen, die ständigen Herausforderungen, vor die sie die Belagerung stellt. Aber auch die seelischen Veränderungen, die dieser Zustand mit sich bringt. Im Zentrum steht dabei stets die Frage: Was macht der Krieg mit dem Menschen? Verhandelt wird diese über eine scheinbar außenstehende Figur, den Schriftsteller und Altphilologen Peter Hurd. Er befindet sich bei Kriegsausbruch gerade zufällig in Sarajevo und beschließt zu bleiben. Er möchte die Erfahrung einer Extremsituation nicht verpassen, möchte am eigenen Leib das moralische Vakuum des Ausnahmezustands erleben – auch wenn er spürt, wohin dieser Weg führt. Übersetzung: Katharina Wolf-Grießhaber

Platz 3: Die Inkommensurablen, Raphaela Edelbauer (Klett-Cotta)

Die literarische Karriere von Raphaela Edelbauer ist ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte. 1990 in Wien geboren, kann die Autorin auf eine beachtliche Liste von Preisen zurückblicken, darunter der Rauriser Literaturpreis, der Publikumspreis beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und zuletzt der österreichische Buchpreis für ihren Science Fiction-Roman „Dave“. Nun hat Edelbauer ihren dritten Roman vorgelegt: „Die Inkommensurablen“ spielt am Vorabend des ersten Weltkriegs, kurz vor Ablauf des Ultimatums des Habsburgerreichs an Serbien. 24 Stunden lang lässt die Schriftstellerin drei Jugendliche durch das in immer größere Kriegseuphorie geratene Wien streifen. Sie konfrontiert ihre Figuren mit den vielen verschiedenen politischen als auch wissenschaftlichen Strömungen jener Zeit, und auch den unterschiedlichsten sozialen Milieus, bis hin zur Lesben- und Schwulenszene der Stadt. Ein k.u.k-Roman der ganz und gar anderen Art, der ist Raphaela Edelbauer mit „Die Inkommensurablen“ definitiv gelungen.

Die gesamte ORF-Bestenliste finden Sie hier.

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