Die belarussische Schriftstellerin und Übersetzerin Volha Hapeyeva erhält den mit 10.000 Euro dotierten „manuskripte“-Preis des Landes Steiermark. Ihre Werke sind u. a. im Grazer Literaturverlag Droschl erschienen.
Volha Hapeyeva, geb. 1982 in Minsk/Belarus, ist Autorin von Gedichtbänden, Romanen, Essays, und Kinderbüchern. Sie studierte Englisch, Deutsch, Französisch sowie Gender Studies und promovierte in Vergleichender Sprachwissenschaft.
Die Jurybegründung
Politisches Engagement und poetische Eleganz kennzeichnen das Gesamtwerk Volha Hapeyevas. Dieses lässt sich inhaltlich als ein einziges Plädoyer für mehr Sensibilität und Empathie begreifen, das sich sanft, aber bestimmt gegen jegliche Form des Machtmissbrauchs richtet. Geprägt von den Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend zieht die gebürtige Minskerin etwa Parallelen zwischen den Schikanen der Diktatur und jenen des Patriarchats oder entlarvt den Benennungsprozess von Tieren und Pflanzen als „autoritären Vorgang“. Die Sprache in all ihrer Ambivalenz ist überhaupt eines der Leitmotive im literarischen Werk der promovierten Linguistin. Zum einen weiß sie nur zu gut, welche destruktive Kraft ihr „immer politischer“ Forschungsgegenstand in den falschen, weil manipulierenden oder hetzenden Mündern entwickeln kann. Zum anderen aber wohnt dem Arbeitsmaterial der Autorin aber auch jenes utopisches Potenzial inne, das, wie es in einem ihrer Gedichte heißt, „die Welt ruhig und leicht macht“. So gesehen erinnert uns jeder einzelne von Hapeyevas trotz ihrer schwerwiegenden Inhalte stets zauberhaft leichtfüßig wirkenden Texte daran, was Poesie gerade in Zeiten allerorts eskalierender Machträusche bedeuten kann: einen Gegenpol, eine Zuflucht oder auch, wie für sie, die zum Nomadismus gezwungene Dichterin: ein „Zuhause“.
Im Literaturverlag Droschl erschien der Roman „Camel Travel“ (2021, übersetzt von Thomas Weiler), der Gedichtband „Trapezherz“ (2023, übersetzt von Matthias Göritz) sowie der Roman „Samota. Die Einsamkeit wohnt im Zimmer gegenüber“ (2024, übersetzt von Tina Wünschmann und Matthias Göritz).
Für ihr literarisches Werk erhielt Volha Hapeyeva zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den English PEN Translates Award 2021, den rotahorn-Literaturpreis 2021 und den Wortmeldungen- Literaturpreis 2022. Anfang 2025 war sie erste Friederike-Mayröcker-Residence-Stipendiatin des Literaturhaus Wien. Ihre Bücher wurden in mehr als 15 Sprachen übertragen. Sie selbst übersetzt ins Belarusische, hauptsächlich aus dem Englischen, Deutschen und Chinesischen, aber auch aus anderen Sprachen wie Japanisch, Lettisch und Ukrainisch.
Der manuskripte-Preis des Landes Steiermark
In den 60er Jahren entstand in Graz eine Gruppe junger Autor:innen, die sich der avantgardistischen Literatur verschrieben hatte und in der von Alfred Kolleritsch herausgegebenen Zeitschrift „manuskripte“ eine Plattform zur Veröffentlichung fand. Der daraus entstandene „manuskripte“-Preis des Landes Steiermark gebührt Schriftsteller:innen auf dem Gebiet der Lyrik, der Prosa, des Dramas oder des Essays, deren Werk in enger Verbindung zu den „manuskripten“ steht und – wie die Zeitschrift selbst – der Förderung der jungen deutschsprachigen Literatur dient.