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„Manchmal kann man sich das Ganze auch als eine Art Schatzsuche vorstellen“

Aus dem anzeiger.

In der Welt des Antiquariats gibt es viele spannende Geschichten zu erzählen – nicht nur über die Bücher, sondern auch über die Menschen, die hinter den einzigartigen Sammlungen stehen. Frauen sind in dieser Branche nach wie vor unterrepräsentiert. Deshalb holen wir drei engagierte Antiquarinnen aus unterschiedlichen Häusern vor den Vorhang.

Der Weg ins Antiquariat verläuft nicht immer geradlinig – manchmal führt er über Umwege dorthin. So auch bei Katharina Weck vom Antiquariat Krikl, die mit über 30 Jahren ihre Lehre zur Buchhändlerin nachholte und ihren Platz in der Welt der alten Bücher fand. Im Interview erzählt Sie von den Herausforderungen in einer männerdominierten Branche und betont, dass die Zukunft des Antiquariats auch davon abhängt, junge Kundinnen für alte Bücher zu begeistern.

Frau Weck, wie sind Sie zum Beruf der Antiquarin gekommen?

In meinem Fall ist das eher zufällig passiert. Ich bin eine Quereinsteigerin. Nach dem Studium der Ethnologie, Sozial- und Kulturanthropologie an der Universität Wien und einer Ausbildung im Bereich Tourismus war ich kurze Zeit in der Touristik beschäftigt, habe jedoch gemerkt, dass ich nicht glücklich war. Ich habe dann ins Antiquariat gewechselt und mit über 30 Jahren die Lehre zur Buchhändlerin (nach)gemacht. Der Beruf gefällt mir sehr.

Was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit im Antiquariat?

Mir gefällt vor allem, dass es eine sehr abwechslungsreiche Arbeit ist. Wir verkaufen online, im Geschäft, auf Messen und manchmal am Flohmarkt. Schöne Bücher um mich zu haben und mit ihnen zu arbeiten und zu handeln ist eine Tätigkeit, die mir Freude macht. Mich begeistert auch das Recherchieren von Hintergrundinformationen zu Büchern und anderen Medien. Das ganz vertieft sein in ein Thema, bei dem man eigentlich immer Neues lernt. Manchmal kann man sich das Ganze auch als eine Art Schatzsuche vorstellen. Man ist immer auf der Suche nach besonderen Büchern oder außergewöhnlichen Titeln.

Was würden Sie anderen Frauen raten, die sich für das Antiquariatswesen interessieren, aber noch unsicher sind, ob es der richtige Weg für sie ist?

Ich würde interessierten Frauen raten, am besten in einem Antiquariat, das dies ermöglicht, ein paar Tage zu schnuppern, also einfach zu schauen wie ihnen dieser Teil der Buchwelt wirklich gefällt. Oft hat man von außen vielleicht ein sehr romantisches Bild. Ein Faktor, der einem auch bewusst sein sollte, ist, dass die Antiquariatsbranche stark männerdominiert ist. Sowohl inhaber- als auch kundenseitig. Das kann eine vielleicht unerwartete Herausforderung sein.

Natürlich besteht theoretisch auch die Möglichkeit sich selbständig zu machen, allerdings ist es, wenn man sein eigenes Geschäft haben möchte, natürlich auch kostenintensiv, und solange man keine Erfahrung in dem Bereich gesammelt hat, stelle ich mir das schwierig bis unmöglich vor.

Welche Rolle spielen Netzwerke und gegenseitige Unterstützung unter Antiquarinnen? Gibt es hier Initiativen oder Veränderungen?

Leider momentan eine zu geringe Rolle. Es wäre schön, wenn es mehr Netzwerke gäbe. Ich bin Mitglied bei der letztes Jahr gegründeten IG Buchmenschen, dort aber im Moment noch die einzige Antiquarin. Ich kenne ein paar wenige Kolleginnen persönlich, aber es wäre schön, wenn es mehr Netzwerke geben würde, damit wir uns gegenseitig unterstützen könnten und eine stärkere Stimme hätten.

Welche Impulse könnten junge weibliche Antiquarinnen in die Branche bringen, die bislang vielleicht zu wenig Beachtung gefunden haben?

Grundsätzlich wäre es meiner Meinung nach wichtig, innovative Ideen zur positiven Wahrnehmung des Antiquariatssektors zu entwickeln. Ich könnte mir vorstellen, dass zukünftige junge Kolleginnen wissen, wie man ein jüngeres Publikum für alte Bücher begeistern kann und was dabei zu beachten ist. Ich denke da vor allem auch an Social Media als Chance und passendes Medium, um die Kundinnen von morgen zu finden und für uns zu gewinnen, und das erscheint mir überaus wichtig.

Wie sehen Sie die Zukunft des Antiquariats? Welche Entwicklungen/Veränderungen würden Sie sich für die Branche wünschen?

Es sind generell, glaube ich, für viele Menschen gerade schwierige Zeiten, in denen man sich oft die Frage nach einer möglichen Zukunft stellt. Grundsätzlich glaube ich schon, dass das Antiquariat noch längere Zeit existieren wird und kann. Jedoch erscheint mir der oben bereits angesprochene Punkt wichtig, also das Gewinnen von jüngeren Kundinnen, um eine Zukunft für die Branche zu garantieren. Schön wäre es auch, wenn es eine eigene Ausbildung oder Spezialisierung für Antiquarinnen geben würde. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt.

Vielen Dank für das Interview!

(c) Antiquariat Krikl
Katharina Weck (c) Antiquariat Krikl
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