Laura Freudenthaler gewinnt den Literaturpreis der Europäischen Union 2019

Die österreichische Autorin Laura Freudenthaler gewinnt mit ihrem Roman Geistergeschichte (Literaturverlag Droschl) den mit 5.000 Euro dotierten Literaturpreis der Europäischen Union (EUPL).

Die Jurybegründung:
„Laura Freudenthalers Umgang mit Sprache und ihre ausgeklügelten Erzählverfahren fielen bereits 2014 in ihrem Debüt Der Schädel von Madeleine auf. Drei Jahre später folgte mit Die Königin schweigt der erste Roman. Mit ihrem jüngsten Roman Geistergeschichte bringt sie ihre Erzählkunst zur Meisterschaft. Sie führt darin auf ein ungesichertes Terrain: die Wahrnehmung. Die „Erschütterungen, die man nicht wahrnimmt, bis sich etwas weit genug verschoben hat, um zu fallen”, die das Leben bzw. die Wahrnehmungen einer Pianistin im Sabbatical-Jahr prägen, erzählt die Autorin nicht nur inhaltlich packend, sondern sie setzt sie vor allem sprachlich um. Sie komponiert kunstvoll Erinnerungsstücke und erschüttert durch kaum merkliche Verrückungen nach und nach auch die Gewissheit der Leserinnen und Leser. Verschiebungen ergeben sich auch durch die Sprachwelten der Protagonistin, die ihre neue Sprache Deutsch hauptsächlich durch ihren Mann gelernt hat, wodurch sich seine individuelle Sprechweise unwiderruflich in ihrem Deutsch einschreibt und festsetzt. Geistergeschichte ist damit nicht nur ein Roman über Wahrnehmung und die Funktion der Erinnerungsarbeit, sondern auch über kulturelle Ent- und Verwurzelung. Ein bis in Details österreichischer und zugleich europäischer Roman.“

Der Jury-Vorsitzende und Verleger des Picus Verlages Alexander Potyka (Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbandes) über den Preis: „Der EUPL würdigt nicht nur die Werke aufstrebender Autorinnen und Autoren, die Erfahrung zeigt, dass er vor allem deren Verbreitung über den begrenzten eigenen Sprachraum hinaus durch Übersetzungen kräftig befördert.“

Der EUPL wird vom European Writers’ Council (EWC), der Federation of European Publishers (FEP) und der European and International Booksellers Federation (EIBF) organisiert. Der Preis wird jährlich an eine andere Gruppe von Ländern vergeben, die sich am Programm Creative Europe der Europäischen Kommission beteiligen. In jedem dieser Länder bestimmt eine nationale Jury die jeweiligen GewinnerInnen des Preises.

Die Verleihung des Preises findet am 2. Oktober 2019 in Brüssel statt.

Die österreichische Jury bestand dieses Jahr aus dem Vorsitzenden Alexander Potyka (Verleger, Picus Verlag), Carolina Schutti (Autorin, Preisträgerin 2015), Brigitte Schwens-Harrant (Literaturkritikerin), Nathalie Rouanet-Herlt (Übersetzerin) und Karl Puš (Buchhändler).

2019 wurden insgesamt 14 AutorInnen ausgezeichnet. Neben Laura Freudenthaler sind das: Piia Leino (Finnland), Sophie Daull (Frankreich), Réka Mán-Várhegyi (Ungarn), Beqa Adamashvili (Georgien), Nikos Chryssos (Griechenland), Jan Carson (Irland), Giovanni Dozzini (Italien), Daina Opolskaite (Litauen), Marta Dzido (Polen), Tatiana Țîbuleac (Rumänien), Ivana Dobrakovová (Slowakei), Haska Shyyan (Ukraine) and Melissa Harrisson (Großbritannien).

Mehr Informationen zu den GewinnerInnen finden Sie unter http://www.euprizeliterature.eu/

Laura Freudenthaler. Foto (c) Marianne Andrea Borowiec
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