Die Kinder- und Jugendbuchpreise der Stadt Wien zeichnen literarisch, ästhetisch und sprachlich besonders gelungene Kinder- und Jugendbücher von in Österreich lebenden Autor:innen und Illustrator:innen aus. 2025 werden zwei Werke von Tyrolia sowie ein Titel aus dem Jungbrunnen Verlag prämiert. Den Illustrationspreis erhält ein Titel aus dem Luftschacht Verlag. Die Preisverleihung findet am 14. November um 10:30 Uhr im Rahmen der Buch Wien auf der Radio Wien-Bühne statt.
Junge Leser:innen können die prämierten Autor:innen und Illustrator:innen in einem gemütlichen Rahmen kennenlernen und ihre Bücher signieren lassen. Verliehen werden die Auszeichnungen von der amtsführenden Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, Veronica Kaup-Hasler.
Kinder- und Jugendbuchpreise 2025
Jährlich werden drei Kinder- und Jugendbuchpreise sowie ein Illustrationspreis verliehen. Die Dotierung der Preise liegt bei je 5.000 Euro.
- Theo, Tim, Kurkuma und ich von Margarita Kinstner und Michaela Weiss (Tyrolia)
- Und dann? von Heinz Janisch und Helga Bansch (Jungbrunnen )
- Ich hab da was für dich von Lena Raubaum und Katja Seifert (Tyrolia)
Illustrationspreis 2025
- Tigerträume von Julian Tapprich (Luftschacht)
Die Begründung der Jury
Theo, Tim, Kurkuma und ich von Margarita Kinstner und Michaela Weiss (Verlagsanstalt Tyrolia GmbH)
Amelies innerer Dialog mit ihrem verstorbenen Stiefvater in Form einer Du-Ansprache ist ein künstlerisch sehr gelungenes Herantasten an Trauerprozesse. Daneben stehen das Ausweiten des zu eng gewordenen Familienraums und Knüpfen neuer (im Titel angekündigter) Beziehungen im Zentrum des Jugendromans. Die Tätigkeiten des Verstorbenen als Schriftsteller zieht eine Metaebene in die Erzählung ein. Michaela Weiss’ Illustrationen in unterschiedlichen Techniken fangen Stimmungen der Figuren und Situationen ein und betonen auch auf Bildebene die Relevanz der Reflexion künstlerischen Schaffens in Margarita Kastners Text. So spielen neben Sprachkunst auch Fotografie und Malerei auf beiden Ebenen eine zentrale Rolle.
Und dann? von Heinz Janisch und Helga Bansch (Verlag Jungbrunnen GmbH)
„Zuerst mache ich einen Knoten in den Turm.“ Das kindliche Ich, das in diesem Bilderbuch spricht, durchlebt einen veritablen Wutanfall. Und Heinz Janisch gelingt es mit überaus poetischen und doch ganz einfachen Sätzen eindringlich vom emotionalen Ringen des kleinen Zornbinkels zu erzählen. So knapp der rhythmische und mit Wiederholungen arbeitende Text ist, mit Übertreibungen spart er nicht. Da wird das Meer leergetrunken und werden Bäume ausgerissen. Die dann in den Bildern von Helga Bansch allerdings Sonnenschirme sind, weil sie das Geschehen geschickt in einer reizvollen Strandszenerie samt Sandschaufel-Baby-Nashorn verortet. Insgesamt ein Bilderbuch, in dem Text und Bild souverän miteinander agieren und gemeinsam in einem geschickt inszeniertem Masken-Spiel schon kleinere Kinder überzeugend den Umgang mit Wut und Ärger durchleben lassen, um am Ende eine beruhigte und versöhnliche Hinwendung an ein durchgängig präsentes Du zu finden.
Ich hab da was für dich von Lena Raubaum und Katja Seifert (Verlagsanstalt Tyrolia GmbH)
„Wortgeschenke und Gedankenstupser“, wie es im Untertitel dieses Lyrikbandes heißt, können gerade in komplexen Zeiten ein wertvoller Beitrag für Resilienz sein. Autorin Lena Raubaum und Illustratorin Katja Seifert zeigen auf hohem Niveau, was Gedichte sein können: Von leichtfüßig-witzig bis zu nachdenklich-philosophisch reicht die Bandbreite an Stimmungen, getragen von einer zeitlosen Botschaft: „Es lebe das Lesen“.
Illustrationspreis:
Tigerträume von Julian Tapprich (Luftschacht e.U.)
Julian Tapprich erzählt in „Tigerträume“ vom kleinen, gelangweilten Vogel Leo, der mit unerschütterlichem Optimismus auszieht, um wilde Abenteuer zu erleben. Denn er wünscht sich niemand Geringeren als eine Großkatze zum Gefährten. Im Dschungel angekommen, trifft er auf einen einsamen und geheimnisvollen Tiger, den er listig mit Schilderungen von Traum-Geschichten einwickelt und schließlich zum Freund gewinnt. In weicher, ungewöhnlicher Formensprache und in abwechslungsreichen Einstellungen, die oft an Film-Ästhetik erinnern, ist diese Heldenreise inszeniert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Farbe Gelb, die nicht nur bei der Figurenzeichnung prägend zum Einsatz kommt, sondern auch die Träume und Sehnsüchte der Protagonisten betont. Markant auch die farblichen Stimmungswechsel in den großflächig illustrierten Szenerien – vom blau-zartrosa Setting in Leos ursprünglichen Zuhause bis zum dunkel-düsteren Dickicht des Dschungels.
Ein überzeugendes Bilderbuchdebüt mit kluger Dramaturgie und auch Humor in Text und Bild, das dazu anregt, die Welt selbstbewusst und zuversichtlich zu erkunden.
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