„Das Wohlbefinden“ von Ulla Lenze (Klett Cotta Verlag) ist das Ö1 Buch des Monats Oktober.
Ulla Lenze thematisiert in ihrem Roman ein wenig bekanntes Kapitel deutscher Sozialgeschichte: Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in den Heilstätten von Beelitz bei Berlin tuberkulosekranke Arbeiter:innen therapiert. Man kannte und kennt bis heute die Kliniken für die Oberschicht, in Davos etwa, doch Arbeiter:innen als Patienten:innen waren etwas Neues. Man konzentrierte sich in Beelitz auf das „Wohlbefinden“, das zum Prinzip erhoben wurde. Es ging darum, alles Störende zu beseitigen und Körper und Seele zum Frieden zurückzuführen – allerdings auch möglichst früh wieder in den Arbeitsprozess.
Ulla Lenze, die großartige Stilistin, macht daraus keinen „Zauberberg“ für Arme, sondern schildert in präziser, klarer Prosa die nicht zuletzt zynische Vermengung von Okkultismus, Gesundheitsschwärmerei, medizinischer Praxis an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und einer ökonomisch geleiteten Gesinnung, die Arbeiterfürsorge vor allem als Mittel zur Leistungssteigerung begreift.
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