D-A-CH Buchhandel entwickelt sich positiv

Wie das Börsenblatt in der Ausgabe 29/2019 berichtet, hat der Buchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz das erste Halbjahr positiv abgeschlossen. Hier die wichtigsten Informationen zum österreichischen Markt, ein Interview mit HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek und ein Link zum Volltext.

Österreich im Detail

In der Alpenrepublik klafft zwischen Bucheinzelhandel und Filialisten eine viel größere Lücke als in Deutschland. Von Jahresbeginn an konnten die Filialisten einen erklecklichen Vorsprung herausarbeiten. Im Januar starteten sie mit plus 1,6 Prozent, während die Einzelhändler mit einem Minus von 4,5 Prozent leben mussten (siehe Interview unten). Diese Tendenz hat sich fortgesetzt, sodass die Filialisten ihren Vorjahreswert von Januar bis Juni um 0,8 Prozent übertreffen konnten, die Bucheinzelhändler hingegen Mindereinnahmen von 2,6 Prozent verbucht haben. Dabei litten sie vor allem unter einem Absatzrückgang von 5,8 Prozent. Selbst die um 3,4 Prozent höheren Buchpreise konnten dem nicht entgegenwirken, sondern den Effekt lediglich abmildern. Von einem Absatzrückgang war bei den Filialisten nichts zu sehen – im Gegenteil, sie verteidigten ihr Revier mit einem leichten Mengenplus von 0,3 Prozent.

Am meisten erfreuten die Kinder- und Jugendbücher die Filialisten. Dieser wichtigen Warengruppe gelang ein Sprung von 5,5 Prozent, im Einzelhandel schnitt sie mit minus 6,1 Prozent um ganze 11,6 Prozentpunkte schlechter ab. Dagegen präsentierte sich das Thema Reise im Bucheinzelhandel wesentlich stärker (plus 4,3 Prozent), bei den Filialisten schlug hier ein Minus von 4,7 Prozent zu Buche. Die größte Differenz trat bei Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft auf – den Einzelhändlern gelang ein Satz von 8,2 Prozent, die Filialisten registrierten stark gesunkenes Interesse an dieser Warengruppe (minus 13,9 Prozent).

So sehr sich die beiden Absatzkanäle bei den Warengruppen unterscheiden, so sehr unterscheiden sie sich auch bei den Bestsellern. Nur vier von zehn Titeln sind in beiden Rankings präsent. Gleichermaßen beliebt ist Reinhold Mitterlehner mit „Haltung“, Platz 1 im Einzelhandel und Platz 3 bei den Filialisten. Die Nummer 1 in den Filialen, „Der Jungbrunnen-Effekt“ von P. A. Straubinger u. a. belegt im Sortiment lediglich Rang 5. Und: Die Österreicher scheinen sich nicht besonders für Amerikas ehemalige First Lady zu interessieren. „Becoming“ ist nur im Einzelhandel auf der Liste – und schafft es dort gerade mal auf Platz 8.

Interview mit Gustav Soucek,
Geschäftsführer beim Hauptverband des Österreichischen Buchhandels:

2018 hat Media Control für Österreich einen Umsatzrückgang von 1,2 Prozent ermittelt, im ersten Halbjahr 2019 liegt der Buchhandel nun mit 2,7 Prozent im Plus – das beste Ergebnis im Dreiländervergleich. Woher kommt der Aufschwung?
Der Aufschwung ist mit Sicherheit auch der öffentlichen Debatte über Entschleunigung zu verdanken. Der zunehmenden Digitalisierung und dem schnellen Konsum von Texten, Bildern und Videos teilweise zu entsagen, war eine Chance für das Lesen. Diese haben wir alle gemeinsam genutzt, unterstützt und das Buch und den Buchhandel beworben. Wir hören aber auch aus dem Handel, dass der Absatz über die eigene Onlineschiene unabdingbar ist und dass zukünftiges Wachstum jedenfalls eine duale Strategie, also Bewerbung / Verkauf für den stationären Laden und Bewerbung / Verkauf via eigenen Onlineshop, benötigt.

Die Filialisten haben ein Plus von 0,8 Prozent eingespielt, die Buch­einzelhändler ein Umsatzminus von 2,6 Prozent. Haben die Unabhängigen in Österreich einen schweren Stand?
Jeder unabhängige Sortimenter hat immer eine gewaltige Herausforderung zu meistern. Es gibt bei uns nur ganz wenige große Filialisten, aber ganz viele einzelne Buch­händler. Kleinere Flächen, hohe Angebotsvielfalt, teure Marketingmaßnahmen, steigende Mieten und Abgaben: Darunter leiden dann vor allem die kleinen Geschäftsstrukturen, die für das Land aufgrund der Größe und Einwohnerzahl typisch sind. Und, wie oben ausgeführt, eine duale Strategie ist unerlässlich.

Welche Hoffnungen setzen Sie in das zweite Halbjahr?
Jede. Und da wir im Buchhandel natürlich vor allem die Weihnachtszeit brauchen und nutzen, bin ich guter Dinge, dass wir den Flow behalten. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels wird jedenfalls durch die zeitgerecht vor Weihnachten stattfindende Buchmesse Buch Wien alles dafür tun, das Thema Buch hochzuhalten und zu bewerben. Und bis dahin genauso.

Diese Textpassagen sind Auszüge aus dem Artikel Dynamik unterm DACH (Börsenblatt 29/2019). Den Volltext finden Sie auf boersenblatt.net und in der aktuellen Börsenblatt Print-Ausgabe.

18.07.2019

Werbung
WdB Posting 2