Debuetpreis 2025 Buchcover Pauty Familienkoerper
Michèle Yves Pauty

Familienkörper

März 2025, 
Haymon Verlag,
208 Seiten, 
€ 23,90

Der Literatur ist es nicht erlaubt, Form und Inhalt voneinander zu trennen. In Grenzen darf das die Literaturkritik: Das Buch „Familienkörper“ von Michèle Yves Pauty, erschienen im Haymon Verlag, ist inhaltlich von großer Bedeutsamkeit. Um es milde auszudrücken, führt der Roman die Irrtumsanfälligkeit des Medizinbetriebs vor Augen: „… danach haben sie mich an die Infusion gehängt, aber sie haben vergessen, sie aufzudrehen.“

Der Terminus „medical gaslighting“ kommt ins Spiel – als eine „spezielle Art des Psychoterrors mit dem Ziel, das Opfer an seiner mentalen Gesundheit zweifeln zu lassen.“ Der Umgang mit dem Postcorona Erschöpfungssyndrom hat das gaslighting zu einer erschütternden Mode unter Medizinern gemacht. Der Roman „Familienkörper“ ist darüber ein notwendiger Text der Aufklärung.

Der Roman heißt nicht „Familiengeschichte“, sondern „Familienkörper.“ Der Text beschreibt souverän und radikal (von der Wurzel her) den innerfamiliären Zusammenhang weiblicher Körper. Dadurch entsteht ein Bild von weiblichen Lebensläufen, und zugleich eine Antwort auf die alte Frage der Literatur: Was ist das – das Leben bis zum Tod? „Ich erzähle dir“, sagt die Ich-Erzählerin zu ihrer Mutter, „dass du im Roman stirbst. Du lachst.“

Michèle Yves Pauty
Michele Yves Pauty © Michaela Putz

Geboren 1982, hat Fotografie und Deutsche Philologie in Wien und Literarisches Schreiben in Hildesheim und Leipzig studiert. Pauty hat in diversen Magazinen und Anthologien veröffentlicht, 2021 folgte die Auszeichnung mit dem Hilde-Zach-Literaturförderstipendium. Pauty lebt in Wien und Leipzig und ist Teil des Künstler*innen-Kollektivs sy:rup.