Debuetpreis 2025 Buchcover Unterthiner Blutbrot
Miriam Unterthiner

Blutbrot

Februar 2025, 
edition laurin,
72 Seiten, 
€ 18,00

Miriam Unterthiners Theatertext Blutbrot nimmt sich eines Kapitels der Südtiroler Nachkriegsgeschichte an, das bislang kaum literarisch bearbeitet wurde: der Fluchthilfe für NS-Verbrecher über den Brennerpass. Figuren wie Eichmann oder Mengele passierten auf ihrem Weg nach Italien und weiter nach Südamerika eine Region, die heute gerne als idyllische Landschaft inszeniert wird und deren Mitverstrickung lange verdrängt blieb.

Unterthiner begegnet diesem schwierigen Stoff nicht mit dokumentarischem Realismus, sondern mit großer poetischer Wut und Wucht. Indem sie „Das Dorf“, „Das Brot“ oder „Die Landschaft“ selbst zu Figuren macht, öffnet sie den Blick auf Mechanismen kollektiven Schweigens und stellt Fragen nach Erinnerung, Verantwortung und Schuld. Das Historische wird so zur Metapher für eine Gegenwart, in der Ressentiments und die Angst vor dem Fremden erneut virulent sind. Unterthiner erschafft eine kraftvolle Sprache, die bildstark und präzise das Verschüttete freilegt und dabei einen schreienden, oft verzweifelten Humor entwickelt. Das Grundnahrungsmittel Brot wird dabei, unterstützt durch die Figur Max Brod, zur schwer verdaulichen Kost. Blutbrot zeigt, wie sich unsere grausame Geschichte in Körper, Sprache und Landschaft einschreibt und wie sie vielleicht doch durch einen „Nationalhumanismus“ überwunden werden könnte.

Miriam Unterthiner
Miriam Unterthiner © Florian Dariz Ausschnitt

Geboren 1994 in Brixen, lebt in Wien. Studierte Philosophie und Germanistik in Innsbruck und Wien sowie Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst und Szenisches Schreiben bei Drama Forum. Dramatiker:innenstipendium der österreichischen Bundesregierung, Kleist-Förderpreis 2025, Hans-Gratzer-Preis 2025, für den Retzhofer Dramapreis für junges Publikum nominiert.