Die steirische Autorin Natascha Gangl wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 2025 ausgezeichnet. Für ihren sprachlich dichten, poetischen Text „Da Sta“, in dem sie sich mit NS-Verbrechen im Grenzgebiet zwischen Österreich, Ungarn und Slowenien auseinandersetzt, erhielt sie nicht nur die höchste Jurywertung, sondern auch den Publikumspreis. Die Autorin publiziert ihre Werke im Klagenfurter Ritter Verlag.
Natascha Gangl
Gangls Text folgt der Suche nach Spuren historischer Gewalt in ihrer Heimatregion. Formal arbeitet sie mit Dialekt- und Mundart-Elementen und verankert ihre Erzählung in der literarischen Auseinandersetzung mit Erinnerung und Sprache. Der Text überzeugte die Jury durch seine präzise Gestaltung und vielschichtige Atmosphäre. Die 39-jährige Autorin lebt in Wien und der Südoststeiermark und ist seit Jahren für ihre Arbeit an der Schnittstelle von Literatur, Theater und Klangkunst bekannt.
Die Jury vergab den mit 25.000 Euro dotierten Preis zum dritten Mal nach einem Punktesystem. Gangl erreichte mit 23 Punkten einen klaren Vorsprung. Sie war von Jurorin Brigitte Schwens-Harrant eingeladen worden, die in ihrer Laudatio von einer „Spurensuche in einer kontaminierten Landschaft“ sprach.
Von Gangl sind bislang „Wendy fährt nach Mexiko“, Ritter Verlag, 2015 und „Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn“, starfruit publications, 2020, erschienen. „FRISCHE APPELLE & andere Sprechtexte“ erscheint im Herbst 2025 im Ritter Verlag.
Weitere Auszeichnungen
Den 3sat-Preis erhielt Almut Tina Schmidt für ihre detailreiche Erzählung über das Leben in einer Nachbarschaft. Almut Tina Schmidt, geboren 1971 in Göttingen, lebt seit 2009 als freie Schriftstellerin in Wien. Sie studierte Literaturgeschichte, Philosophie sowie Politikwissenschaft in Freiburg und veröffentlichte mehrere Kinderbücher, Theaterstücke und Hörspiele sowie Prosa in Literaturzeitschriften und Anthologien. Im Literaturverlag Droschl erschienenen ihre Erzählung „Auswachsen“ (2002) sowie die Romane „In Wirklichkeit“ (2008) und zuletzt „Zeitverschiebung“ (2016).
Der Deutschlandfunk-Preis ging an Boris Schumatsky für seinen Text „Kindheitsbenzin“, der sich mit Erinnerung, Identität und politischer Verortung beschäftigt. Von Schumatsky erschien 2016 im Residenz Verlag das Werk „Der neue Untertan. Populismus, Postmoderne, Putin“.
Der KELAG-Preis wurde an die Schweizerin Nora Osagiobare vergeben, die mit einer satirischen Erzählung über eine junge Frau aus der Medienbranche antrat. Ein neues Stipendium – das vom Carinthischen Sommer gestiftete „Festivalschreiber:in“-Stipendium – wurde an Tara Meister vergeben. Ihr Text „Wakashu oder“ thematisiert auf poetische Weise Grenzerfahrungen zwischen Kindheit und Erwachsensein, Geschlechtern und Lebensformen. Von Meister erschien 2024 im Residenz Verlag das Werk „Proben“.
Auf der Homepage des ORF finden Sie weitere Informationen zu den Texten, Autor:innen und Jurydiskussionen.