anzeiger 7/8/24 – Alte Bücher für neue

Gebrauchten Büchern ein neues Leben schenken: Das geht in immer mehr Buchhandlungen. Bei Thalia gibt es bereits ein Rückkaufsystem, Tyrolia führt jetzt ein neues Modell ein, Morawa ebenfalls.

Text: Linn Ritsch:

Schweden, England und Deutschland haben es vorgemacht, jetzt kommt das System zu uns: Bei Tyrolia können Kund:innen seit 1. Juli gelesene Bücher zurückbringen und erhalten dafür Gutscheine für den nächsten Einkauf. „Lesestoffwechsel“ heißt die Initiative – österreichweit die erste ihrer Art. Über Branchenmedien sei man auf das Rückkauf-Angebot von Hugendubel aufmerksam geworden, erzählt Tyrolia-Geschäftsführer Stephan Bair. „Wir waren von der Idee sofort begeistert: So können wir unserer Kundschaft ein tolles Angebot zur Verfügung stellen, nachhaltiges Handeln fördern und gleichzeitig unser Unternehmen stärken.“

Ebenso wie Hugendubel kooperiert Tyrolia mit Zeercle, einem internationalen Partner für den Gebrauchtbuchhandel. „Die Zusammenarbeit läuft unkompliziert, wir konnten alles innerhalb weniger Monate regeln“, sagt Bair. Auch Begeisterung und Engagement der Tyrolia-Mitarbeiter:innen seien groß. Bair rechnet mit viel Interesse seitens der Kundschaft. „Gerade jüngeren Menschen ist Nachhaltigkeit oft wichtig.“

Für Angestellte wie für Kund:innen sei das System denkbar einfach, so Bair. Wer gebrauchte Bücher zurückgeben will, kann sich online registrieren und den Wert der Titel über die ISBN von zuhause aus bestimmen. Mit dem entsprechenden Dokument kommt die Kundin oder der Kunde in die Buchhandlung und erhält direkt nach der Übergabe der Bücher einen Tyrolia-Gutschein aufs Smartphone.

Morawa arbeitet seit März an einer Plattform derselben Art. „Wir klären derzeit noch einige technische Details“, so Morawa-Geschäftsführer Klaus Magele. Wichtig ist uns, dass das System maximal kundenorientiert, möglichst digital und einfach funktioniert sowie an unseren Webshop Morawa.at eingebunden wird.“ Dem Beginn des Projektes noch vor Schulbeginn stehe aber nichts im Weg.

(Anmerkung buecher.at: siehe Morawa: BuchCycling als Zweite Chance für Bücher)

Einen etwas anderen Weg geht Thalia. Seit Jahresbeginn können Kund:innen gelesene Bücher über Thalia verkaufen. Der Grundgedanke – gebrauchte Bücher weitergeben und den Gegenwert des Titels erhalten – ist derselbe, das System ein anderes. Statt Gutscheinen erhalten Kund:innen Geld: Die Bücher können in einer Filiale abgegeben werden, nach erfolgreichem Verkauf erhält man sechzig Prozent des Verkaufspreises, abzüglich einer Servicepauschale. Thalia kooperiert mit dem Secondhand- Onlinehändler Bookbot, der die Bücher online verkauft.

Die Nachfrage sei seit Start der Kooperation gleichbleibend auf einem hohen Niveau, so Thalia Geschäftsführerin Andrea Heumann „Der Rücklauf hat sich auf 6.000 bis 7.000 Bücher pro Woche eingependelt.“ Da immer mehr Menschen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen würden, rechnet Thalia mit einer wachsenden Nachfrage an Gebrauchtbüchern.

Werden diese in weitere Geschäfte Einzug halten? Verena Brunner, Geschäftsführerin von Brunner Buch, hält solche Initiativen für sinnvoll, gerade das Gutschein-Modell. „Das Thema Nachhaltigkeit zu fördern ist immer positiv. Außerdem ist das ein hervorragendes Kundenbindungs- und Marketinginstrument.“ Auch für kleinere Unternehmen und unabhängige Buchhandlungen sei das Modell grundsätzlich interessant. Aber: „Der Verwaltungs-, Abwicklungs- und Investitionsaufwand ist natürlich für kleine Unternehmen sehr hoch und derzeit in dieser Form kaum bewältigbar.“

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