Wagner’sche Buchhandlung Innsbruck

Für Anbetung der Asche bleibe sowieso keine Zeit, meint Markus Renk, Geschäftsführer der Medici Buchhandelsgesellschaft. Sie hat ihren Sitz in Tirol, wo der Verlag und das Buchhandelsstammhaus als „Wagner’sche“ subsummiert werden. Zurück geht der Firmenname auf Michael Wagner, einen Augsburger Buchdruckergesellen, der 1639 das Erbe seines verstorbenen Meisters antrat, indem er die verwitwete Chefin heiratete und mitten im Dreißigjährigen Krieg die Gunst der Medici erwarb. Diese Kombination aus handwerklichem Können und kaufmännischem Geschick formte das Fundament, auf dem die spätere Hof- bzw. Staatsdruckerei sowie Universitätsbuchhandlung wuchsen und durch die Jahrhunderte hindurch auch reüssierten.

Tradition allein brachte die Wagner’sche nicht dorthin, wofür das Unternehmen heute steht, versichert Renk und unterstreicht die angewandte Innovationsfreude, die „unseren Ruf als einen der Leuchttürme in der Buchhandelsszene festigte“. Der gelernte Buchhändler und Zahlenmensch kennt die Branche und ihre Fallstricke seit dreißig Jahren, weiß um Herausforderungen, die in Veränderungen liegen, und baut auf sein praktisches Erfahrungswissen. Letzteres war hilfreich in der sukzessiven Etablierung des Wagner’schen Stammhauses als eigenständige Tiroler Buchhandlung (2015). Auf Basis dessen konnte das Filialnetz um Standorte in Wien und Salzburg erweitert werden. Wie er heute schmunzelnd einräumt, erfuhr Renk dank learning by doing auch eine persönliche Herausforderung in der Anpassung seines Managementstils: „Anfangs wollte ich mittels Firmenkorsett einen unternehmerischen Gleichschritt erzwingen, habe jedoch rasch gelernt, meine Kolleg:innen eigenständig laufen und experimentieren zu lassen!“

Renk gibt zu, dass es die unkonventionellen Ideen der Mitarbeiter:innen und deren Kenntnisse um Lokalkolorit sind, die die Wagner’schen Standorte prosperieren lassen: von speziellen Buchpartys für Studierende bis hin zur Schulaktion „Buch-Übernachtung“ ganzer Klassen oder regelmäßigen Vorleseaktionen für die Kleinsten.

Nachbarschaft oder Regionalität spielen auch im Wagner’schen Verlag eine zentrale Rolle. Dokumentiert in der Herausgabe von Kleinstauflagen, findet Liebe zum Detail Platz in der Aufarbeitung lokaler Geschichte und kommt in kleinen Geschichten regionaler Erzähler:innen zum Ausdruck. Klein sind die Fans der eigens illustrierten „Wimmelbücher“ aus der Region, die in vertrauten Stadtkulissen der unmittelbaren Umgebung spielen.

Wie geht es für die Wagner’sche nach den ersten 385 Jahren weiter? „Tradition ist gut und schön. Die Herausforderung ist es aber, den Kund:innen zu dienen. Dafür wollen wir Kooperationen eingehen. Der Besuch in der Buchhandlung unterliegt keinem Einkaufsstress, sondern dient üblicherweise einer Auszeit im Alltag – das gilt es zu verstehen und zu nutzen“, sagt Markus Renk. Er freut sich über sogenannte Nischen, wie die wachsende Zahl junger Leseratten, ebenso wie über bibliophile Connaisseurs, die eines verbindet: die Leidenschaft für das Buch. Sie wirkt als Transmissionsriemen und hält nicht nur das Wagner’sche Team auf Trab, sie begeistert auch Kund:innen, die als treue Stammklientel eine wichtige Rolle in der Bucherfolgsgeschichte spielen.

Text: Karin Kuna 

Markus Renk, Geschäftsführer der Wagner'schen
(c) Melanie Renk
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