Vor 35 Jahren schrieb Richard Pils ein Stück Verlagsgeschichte. Am Anfang stand kein durchdachtes Konzept, sondern ein spontaner Entschluss. „Ich hatte nie vor, einen Verlag zu gründen. Lieber geht man doch in eine Buchhandlung und wird einfach dort fündig.“ Pils, ein Quereinsteiger aus dem Schuldienst, spürte eine Lücke in seinen Buchregalen, die er füllen wollte. „Es gab Bücher, die ich gerne hätte lesen wollen, also habe ich sie selbst gemacht.“ Auf diesen Anfang blickt er heute auch mit Humor: „Ich hatte ja keine Ahnung von einem Verlag, ich war ein richtiger Dilettant.“ Das erste Werk, ein Sagenbuch über das Mühlviertel, war der Startschuss für die Bibliothek der Provinz, die seitdem Literatur, Kunstbände und Kinderbücher abseits des Mainstreams und vieles mehr veröffentlicht. Der Sitz des Verlags ist Weitra im oberen Waldviertel. Für Pils ist die Gegend nicht nur ein Ort der Entschleunigung, sondern auch Zentrum kreativer Impulse. „Die Distanz zur Großstadt bringt frische Ideen“, erklärt er. „Frei von gängigen Trends lässt sich hier recherchieren und publizieren.“
Als Meilenstein bezeichnet Pils den Bildband „Thomas Bernhard“ mit Porträts von Sepp Dreissinger, der als Sammlerstück gilt und beim „Literarischen Quartett“ besprochen wurde. „Damals hatte die Erwähnung in den Medien noch eine viel größere Auswirkung als heutzutage“, erinnert sich Pils. Als das Buch überall ausverkauft war und der Verlag nachdrucken musste, war es für Pils klar: „Jetzt machen wir Bücher.“ Im Laufe der letzten 35 Jahre entstand ein Programm, das Belletristik, Fotobände und preisgekrönte Kinderbücher umfasst. „Wir veröffentlichen das, was uns gefällt“, betont Pils. Unterstützung erhielt er dabei von seiner Familie, die half, wenn Bücher verpackt werden mussten oder es sonst etwas zu tun gab. Der Verlag hat sich längst vom „Familiären“, wie Pils es augenzwinkernd nennt, hin zur Professionalität entwickelt. Ein Team von sieben Mitarbeitenden betreut heute die Buchprojekte mit Hingabe und handwerklichem Anspruch.
Auf Künstler:innen wie Herbert Achternbusch, Kinderbuchautorin Linda Wolfsgruber und George Tabori ist Richard Pils besonders stolz, ebenso wie auf die Landschaftsporträts des Fotografen Gerhard Trumler mit Texten von Adalbert Stifter. Zudem hat der Verlag eine Reihe sozialkritischer Werke und regionaler Literatur veröffentlicht, darunter Bücher über den österreichischen Widerstand und die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs, die zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und den sozialen Wurzeln des Landes anregen. In die Zukunft blickt Verleger Richard Pils mit Besorgnis. „Die Bedeutung regionaler Literatur nimmt ab, die Rezeption kleinerer Verlage in den Medien ebenso. Das finde ich sehr tragisch.“ Auch der Buchverkauf sei zurückgegangen, die Leute seien sparsamer geworden. Weitermachen will er aber trotzdem. „Solange es sich wirtschaftlich für den Verlag ausgeht, werden wir
nicht aufhören.“
Text: Ruth Kronbichler