anzeiger 10/24 – Buch Wien 24

Das größte Buch-Event Österreichs findet dieses Jahr vom 20. bis 24. November statt. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was es heuer Neues gibt – etwa einen Fokus auf Wissenschaft und mehr Berichterstattung durch Medien. Außerdem hier zu lesen: Was die Branche zur Buch Wien zu sagen hat.

Text: Linn Ritsch

Die Buch Wien steigert sich wieder

Größer, lauter, vielseitiger: die Buch Wien heuer. Ein Gespräch über neue Formate, neue Medienpartner und noch mehr Andrang.

Patrick Zöhrer ist seit 2020 Geschäftsführer der Literatur- und Contentmarketing GmbH, einer Tochtergesellschaft des Hauptverbandes, und für alle internationalen Auftritte des Verbandes zuständig. Auch für die Buch Wien, dem größten Buch-Event des Landes. 

Wie laufen die Vorbereitungen für die Buch Wien?

Patrick Zöhrer – Aktuell laufen Telefone und Postfächer heiß, der Ticketvorverkauf funktioniert sehr gut. Das Team ist hochmotiviert und voller Vorfreude. Vor allem, weil wir die Veranstaltung konstant weiterentwickeln und gespannt sind, wie das Publikum darauf ansprechen wird.

In den letzten Jahren ist die Buch Wien kontinuierlich gewachsen und vielseitiger geworden. Geht es so weiter?

Zöhrer – Definitiv! Die Ausstellerzahl ist dieses Jahr weiter gewachsen, die Halle ist absolut ausgelastet. Spätentschlossene konnten wir teilweise nicht mehr unterbringen. Noch gibt es auch Aussteller von außerhalb der Branche, in den nächsten Jahren möchten wir aber vorrangig Verlagen die Möglichkeit zur Teilnahme oder Erweiterung bieten. Dabei gilt unser Fokus weiterhin den österreichischen Verlagen, die mit ihrem Engagement das Rückgrat der Buch Wien bilden. Auch rechnen wir heuer wieder mit steigenden Besucher:innen-Zahlen und mussten daher die Kapazitäten aller Bühnen nach oben anpassen. Die 3sat-Lounge wurde zur Bühne weiterentwickelt und wird nun durchgehend bespielt.

Die Buch Wien wird nicht nur größer, sondern verändert sich auch jedes Jahr ein wenig.

Zöhrer – Ja, wir wollen uns immer weiterentwickeln. Eine ganz neue Fläche ist die Science Lounge, in der wir einige Veranstaltungsformate testen, die neue, spannende Zugänge zu unserem Publikum ermöglichen. Wenn alles klappt, werden diese Formate nächstes Jahr für alle interessierten Verlagsaussteller geöffnet. Neu sind auch unsere „Deep Dive“-Veranstaltungen, bei denen Autor:innen nach ihrer Bühnenveranstaltung die Möglichkeit erhalten, verstärkt mit ihrem Publikum zu interagieren und Fragen zu diskutieren. Dazu wird in einen unserer Seminarräume gewechselt.

Welche Deep Dives wird es geben?

Zöhrer – Als ersten Test dieses Formats gibt es ein Seminar zum Thema Female Finance mit einer prominenten deutschen Wirtschaftsjournalistin, die dazu ein spannendes Buch herausgebracht hat. Dafür wird ein Zusatz­ticket zum Messeeintritt benötigt.

Außerdem gibt es dieses Jahr einen Science-Schwerpunkt …

Zöhrer – Wir sehen vor allem in der Zielgruppe, die sich für unsere neuen Themenschwerpunkte Internationale Politik, Wissenschaft und Forschung sowie Wirtschaft und Finanzen interessiert, ein ordentliches Wachstumspotenzial. Das ist für uns außerdem ein Hebel, um außerhalb der Literatur- und Kulturredaktionen wahrgenommen zu werden. Plötzlich schreiben auch Politik-, Wirtschafts- und Wissenschaftsjournalist:innen über uns und wir erreichen ein Publikum, das teilweise das Buch nicht mehr so im Blickfeld hatte.

Gelingt es weiterhin, neue Zielgruppen zu erreichen?

Zöhrer – Seit einigen Jahren befassen wir uns intensiv mit unseren Zielgruppen und den Möglichkeiten, diese zu erweitern. Dazu bin ich laufend im Austausch mit meinen Kolleg:innen von den führenden europä­ischen Buchmessen, die so wie wir in ein gemeinsames mehrjähriges EU-Projekt zum Thema Audience Development eingebunden sind. Uns geht es dabei darum, zu erkennen, welche Menschen wir noch nicht erreichen, die aber für den Buchmarkt potenziell inte­ressant wären. Dabei haben wir als Tochtergesellschaft des Branchenverbands nicht nur uns selbst, sondern immer auch die gesamte Buchbranche im Blick. 2021 ist es uns gelungen, mit der Einführung des Debattenprogramms eine völlig neue Zielgruppe zu erreichen, darunter sind auch viele junge Menschen. Auch über das New-Adult-Genre, das in diesem Jahr weiter ausgebaut wird, erreichen wir viele junge Leser:innen – und einmal auf der Buch Wien, finden viele auch den Zugang zu anderen Genres. Um auch den Kontakt zu den bestehenden Zielgruppen zu pflegen, erhalten dieses Jahr erstmals alle Mitarbeiter:innen von HVB-Mitgliedsbuchhandlungen durchgehend freien Eintritt.

Wie wird die Buch Wien öffentlich in Österreich wahrgenommen?

Zöhrer – Wir lassen unsere Reichweite von einer Agentur quantitativ messen, können also mit Sicherheit sagen: In Österreich ist die Sichtbarkeit der Buch Wien in den letzten Jahren stetig stark gewachsen. Neben der Berichterstattung werden auf der Buch Wien dieses Jahr viele Sendungen produziert: Der ORF überträgt zahlreiche Radiosendungen und zeichnet eine TV-Sendung auf. Der Standard ist mit fast allen seinen Podcast-Formaten vertreten und auch Die Presse, dieses Jahr erstmals an der Buch Wien beteiligt, ist mit zwei Podcasts dabei.

Wie ist es außerhalb unserer Landesgrenzen?

Zöhrer – Für uns ist nur das deutschsprachige Ausland interessant. Endlich werden wir nun auch in Deutschland und der Schweiz wahrgenommen, das war lange nicht der Fall. Das zeigt sich besonders am seit 2021 jährlich wachsenden Auftritt der großen Verlagsgruppen. Es gibt immer mehr ­Berichterstattung in den deutschen Leit­medien wie der Süddeutschen Zeitung und der FAZ. Dieses Jahr ist es uns sogar gelungen, den deutschen Fernsehsender Phoenix, der zu ZDF und ARD gehört, für eine ganze Sendungsproduktion für das deutsche Fernsehen zu holen. Auch Die Zeit wird erneut ein Podcast-Format bei uns umsetzen, und die Süddeutsche Zeitung arbeitet bereits das zweite Jahr mit uns zusammen und verstärkt in diesem Jahr ihr Engagement als Medienpartner nochmals deutlich.

Die Rolle großer Buchmessen wird immer wieder hinterfragt und neu gedacht. Welche Bedeutung haben sie heute?

Zöhrer – Für die Branchenverbände sind Anlässe wie die Buch Wien, die Frankfurter Buchmesse oder die Leipziger Buchmesse ideale Gelegenheiten, um mit Politiker:innen über wichtige Branchenanliegen zu sprechen. Und Publikumsmessen sind besonders wichtig für die Sichtbarkeit des Buches: Lesen konkurriert mit vielen Freizeitmöglichkeiten – große Buchmessen schaffen es, für einen bestimmten Zeitraum das Buch in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Keine andere Branchenaktivität schafft diesen umfassenden Werbeeffekt für das Buch. Es muss daher im Interesse aller Verlage eines Landes sein, dieses Vehikel zur Sichtbarmachung des Buches zu unterstützen. Wenn über das Buch berichtet wird, zahlt das auf das Konto aller in der Branche ein.

Stimmen aus der Branche zur Buch Wien 24

Herbert Ohrlinger, Zsolnay Verlag
„Groß war die Skepsis, als die Buch Wien erstmals auf dem Messegelände ihre Pforten öffnete. Zu teuer, zu weit weg und überhaupt: Warum weggehen aus dem behaglich müffelnden Rathaus, das nichts kostete außer den paar Ansichtsexemplaren, die irrtümlicherweise in Omamas Einkaufstasche landeten, statt zurückgestellt zu werden. Aus der um Aufmerksamkeit strampelnden Bücherschau an der Peripherie ist ein (ausbaufähiges) Ereignis geworden, das im Gegensatz zu der Frankfurter Megalomanie an Bedeutung zu gewinnen scheint. Dass die Zahl der Besucher und internationalen Aussteller kontinuierlich steigt, hängt unmittelbar mit dem von Günter Kaindlstorfer gestalteten Lesefest zusammen. Höhepunkt aus meiner Sicht wird der Auftritt von Mircea Cărtărescu und seinem Übersetzer Ernest Wichner.“

Nicole List, Buchhandlung List
„Die Buch Wien ist jedes Jahr ein Highlight für mich, auf das ich mich besonders freue. Noch einmal alle Menschen der Branche zu sehen, bevor man völlig im Weihnachtswahnsinn versinkt. Vor allem noch einmal mit Autor:innen, Vertreter:innen, Verlagsmitarbeiter:innen über Bücher ins Gespräch kommen und kurz vor dem Weihnachtsgeschäft vielleicht noch richtige Highlights entdecken. Dass es heuer für alle HVB-Mitgliedsbuchhandlungen kostenlosen Eintritt für alle Tage gibt, ist eine Einladung dafür, sich Inspiration und Input auf der Messe zu holen. Wir sehen uns dort!“

Katharina Ilgen, Verlagsgruppe Droemer Knaur
„Für uns ist die Buch Wien jedes Jahr ein ganz besonderes Highlight. Zum einen, weil wir auf der Messe die Gelegenheit haben, in engen Kontakt mit dem österreichischen Lesepublikum zu kommen. Durch die Gestaltung der Messe und die vielen Veranstaltungen entsteht eine ganz besondere Nähe, die es so nur auf der Buch Wien gibt. Zum anderen, weil wir uns mit unseren Geschwistern der Holtzbrinck Verlage (Rowohlt, Kiepenheuer & Witsch, S. Fischer) einen Stand teilen. Auch in diesem Jahr werden neben Ursula Poznanski einige unserer Autor:innen vor Ort sein u. a. Lilly Lucas und Simon Ammer, die sich bereits sehr auf ihre Auftritte auf der Messe und die Begegnungen mit den Leser:innen freuen.“

Christian Ultsch, Die Presse
„Lesen bereitet Freude. Lesen bildet. Lesen unterhält. Es gibt viele gute Gründe, zu lesen. Die Presse bietet eine unabhängige Plattform, um sich zu informieren. Wir halten das Lesen – ebenso wie das Zuhören übrigens – für eine Grundvoraussetzung, um mündig am demokratischen Geschehen teilzunehmen. Wer sich Wissen aneignet und seine Meinung auf Fakten basiert, lässt sich nicht so leicht hinters Licht führen. Die Buch Wien ist ein wunderbarer Marktplatz für lesende Menschen, die nach Wissen und gedanklichen Anregungen suchen. Passender könnte ein Kooperationspartner für Die Presse kaum sein.“

Paul Klingenberg, Klingenberg Verlag
„Die Buch Wien ist für uns ein wichtiger Ort der Präsentation sowie des Austauschs mit Kolleg:innen. Ich schätze die gemütliche Atmosphäre der Messe im Vergleich zu ihren Pendants in Deutschland. In diesem Jahr freue ich mich besonders auf die Messe: Der Verlag Klingenberg hat zum ersten Mal einen eigenen Stand und ich werde eine Veranstaltung in der Donaulounge moderieren. Zudem wird unser Doderer-Roman auf der 3sat-Bühne präsentiert. Ich habe ausgerechnet, dass ich drei Bücher pro Stunde verkaufen müsste, um die Standgebühr wieder einzuspielen – ich bin vorsichtig optimistisch!“

Die Buch Wien 24 in Zahlen:

  • 20.–24. November 2024
  • 12.000 m2 Ausstellungsfläche
  • 300 Aussteller
  • 750 m2 Messebuchhandlung
  • 511 Mitwirkende aus
  • 27 Nationen
  • 421 Veranstaltungen, davon
  • 60 m2 Science Lounge
  • 6 Veranstaltungsbühnen in der Messe Wien, Halle D (ORF-Bühne, DER STANDARDBühne, Radio Wien-Bühne, Kinderbühne, Donau Lounge, 3sat-Bühne)
  • 16 Veranstaltungsorte in ganz Wien

(c) Georg Feierfeil
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