Abenteuer im Kopf.
Das Antiquariat Kainbacher ist auf seltene alte Bücher, Manuskripte und Landkarten zu den Themen Reisen, Expeditionen, Naturwissenschaften und Erforschung der Erde spezialisiert.
In diesem besonderen Antiquariat in Baden bei Wien kann man die Entdeckungsgeschichte Afrikas von den Portugiesen bis zu Stanley und Livingstone, die Erforschung Russlands – vor allem die russische Arktis und Sibirien, die Nordost-Passage bis zu den Aleuten und Alaska, sowie dem ehemaligen Russisch-Amerika finden. Schwerpunkte sind Weltreisen von Cook und Krusenstern, Abenteuerreisen der Bounty und diverse Piratenberichte von Drake und Dampier. Weitere Highlights bilden die Expeditionen zum Nord- und Südpol von Amundsen, Shakelton, Parry, Franklin und Ross, auch die Suche nach einer Nord West-Passage. Auch Werke von Alexander von Humboldt, dem berühmtesten Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts, Barth oder Pallas sind hier zu bestaunen. Im Bereich der Naturwissenschaften liegt das Hauptaugenmerk auf Originalberichte und Bücher, die die Welt veränderten. Darunter sind Berichte von Einstein, Kepler, Galilei, Gauss, Euler, Freud, Hertz und manchen anderen. Seit vielen Jahren veranstaltet das Antiquariat Kainbacher auch öffentliche „Geografische Salons“, wo Wissenschaftler:innen zum Thema „Geografie und Reisen“ Vorträge halten. Diese Salons sind mittlerweile zum Treffpunkt von Interessierten und Sammler:innen aus ganz Mitteleuropa geworden. Vienna Deluxe traf Dr. Paul Kainbacher zum Interview über eine besondere Leidenschaft.
Herr Kainbacher, mit ihrem Antiquariat reist man nicht nur durch die ganze Welt, sondern auch durch viele hundert Jahre in die Geschichte der Menschheit zurück. Wo sind all die kostbaren alten Bücher zu finden, fragt sich der Laie?
Ich finde die Bücher bei anderen Antiquaren, diversen Plattformen im Internet, auf Auktionen und Messen, beispielsweise in den USA oder Großbritannien. Hier ist der weltweite Kontakt zu privaten Sammler:innen, Vertreter:innen von Museen und Bibliotheken sehr wichtig, die auch selbst den Kontakt zu Antiquariaten suchen. Logistisch und finanziell ist das ein großer Aufwand, denn die Buch-Kostbarkeiten müssen selbstverständlich mitgenommen werden und das bedeutet Spedition, Zoll, hohe Flug- und Hotelkosten. Meistens werden Messen mit zusätzlichen Reisen verbunden, um Kunden zu besuchen oder neue Ideen für Kataloge zu bekommen.
In Ihr Antiquariat kommen nicht nur Menschen, die Bücher aus Verlassenschaften verkaufen wollen. Was hat es mit dem Begriff „Armchair-Traveller“ auf sich?
Im Lockdown hatten vermögende Kunden auf der ganzen Welt plötzlich viel mehr Zeit und keine Möglichkeit des Reisens. Die „Armchair-Traveller“ waren geboren. Diese Kunden finden unsere Homepage und erhalten dann unsere Kataloge, die teilweise selbst Sammelobjekte sind. Im „Armchair“ suchen sie dann gemütlich Bücher aus. Schön ist, dass viele private Kund:innen die antiquarischen Bücher nicht nur als Geldanlage sehen, sondern sie auch wirklich lesen und ihr Interessensgebiet immer mehr ausweiten.
Wie hat eigentlich Ihre Bücherleidenschaft und die Faszination für alte Bücher angefangen?
An einem eiskalten Wintertag in Boston, USA, wo ich mit meiner Frau frierend ins nächstgelegene Geschäft geflüchtet bin. Wie es das Schicksal so will, war das ein Antiquariat und ich habe mein erstes antiquarisches Afrikabuch gekauft. Das weckte mein Interesse an Berichten über Reisen und Expeditionen in Wüsten, Regenwälder, zu den höchsten, tiefsten, heißesten und kältesten Orten der Erde und den dort lebenden Menschen in für uns ganz fremden Kulturen.
Welche der unzähligen Bücher hier zählen zu Ihren persönlichen Lieblingsbüchern?
Die zweite Ausgabe von Kopernikus und eine der ersten deutschen Reisebeschreibungen aus dem Jahr 1508, die Vasco da Gamas zweite Reise enthält und auch die Reisen von Columbus, sowie einige Bände des großen Südamerika-Werks Humboldts von 1808 bis 1840. Als besonders interessant würde ich die Entdeckung der Nilquellen oder die Seereisen aus dem 16. und 17. Jahrhundert bezeichnen, die Entdeckung der Südsee durch Sir James Cook und der Osterinseln, sowie die berühmten Arktisreisen von John Franklin von 1845 bis 1848.
Das Antiquariat Kainbacher konnte einen Nachlass von Hans Meyer mit über einhundert Briefen von seinen Reisen an die Familie und dem Gipfelstück des Kilimandscharo erwerben.
Ja, das Meyer’sche Konversationslexikon ist ein enzyklopädisches Werk in deutscher Sprache, das im 19. und Jahrhundert in mehreren Auflagen erschien. Die Weiterentwicklung wurde 1986 zugunsten der Brockhaus Enzyklopädie eingestellt. Hans Meyer gelang 1889 beim dritten Anlauf zusammen mit dem Tiroler Ludwig Purtscheller die Erstbesteigung des höchsten Berges Afrikas, des Kilimandscharo. Als Andenken nahm Meyer das Gipfelstück mit, teilte es und schenkte eine Hälfte dem deutschen Kaiser Wilhelm, die andere Hälfte behielt sich die Familie Meyer. Die Hälfte des Kaisers ging im 2.Weltkrieg verloren, die andere Hälfte ist inzwischen in Besitz des Antiquariats Kainbacher.





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